Ihre XING-Gruppe ist gerade zwei Wochen alt und zählt trotzdem schon über 180 Mitglieder. Wie erklären Sie sich dieses Interesse?
Weinbrenner: Zum einen habe ich gleich zu Beginn einige Kontakte persönlich zur Mitgliedschaft in der Gruppe eingeladen; fast jede(r) ist der Einladung gefolgt. Zum anderen scheine ich mit der Gründung einen innerhalb des Branchenzweigs bestehenden Bedarf gedeckt zu haben. Heute laden die Gruppenmitglieder bereits eigene Kontakte ein, so dass ein weiteres kontinuierliches Wachstum zu erwarten ist.
Wo sehen Sie den Unterschied dieser Gruppe zu anderen Netzangeboten, die sich speziell an Antiquare richten? Ich denke etwa an die von Wolfgang Höfs moderierte E-Mail-Runde.
Weinbrenner: Ich muss gestehen, dass ich erst nach Gründung der XING-Gruppe von der Höf'schen Runde erfahren habe. Daher kann ich wenig zu Unterschieden sagen. Es ist aber vermutlich so, dass durch Nutzung der XING-Plattform und der damit verbundenen Kontaktmöglichkeiten eine wesentlich bessere Vernetzungsmöglichkeit und direktere Kommunikation gegeben ist als dies durch eine Mailing-Liste möglich wäre. Ich vergleiche es mit dem Verhältnis briefbasierten Fernschachs zu Online-Schachpartien.
Was sind die Erfahrungen der ersten 14 Tage?
Weinbrenner: Die Erfahrungen sind etwas zwiespältig, da ich die teilweise doch recht massiven Ressentiments innerhalb der Antiquariatswelt unterschätzt habe. Wir haben einiges an äußeren Anfeindungen und Querelen unter den Gruppenmitgliedern aushalten müssen; dazu zählen auch die hier auf boersenblatt.net veröffentlichten Kommentare. Mittlerweile haben wir diese Klippen aber umschifft; wir führen nun konstruktive Diskussionen und pflegen regen Erfahrungsaustausch. Positiv war der Abbau von Berührungsängsten und Missverständnissen zwischen der Gruppe der 'klassischen Antiquare' und der der 'Gebrauchtbuchhändler'. So etwas wäre wohl in der realen Welt in dieser Form nur schwer möglich gewesen.
Das aus meiner Sicht beste Ergebnis ist die bereits stattfindende Vernetzung der Mitglieder. Es kommunizieren Antiquare, die sich vorher überhaupt nicht gekannt oder wahrgenommen haben, obwohl sie zum Teil sogar in der gleichen Stadt tätig sind. Auch höre ich von ersten Geschäften untereinander, aber auch schon mit Neukunden, ohne dies allerdings verifizieren zu können. Alles in allem bin ich daher der Meinung, dass das Positive und Sinnvolle des Projekts überwiegt.
Wie sehen die weiteren Pläne für die Gruppe aus?
Weinbrenner: Die Co-Moderatoren Rudolf Angeli, Otto W. Plocher, Franziska Reiser und ich möchten als nächstes die Tätigkeit der Gruppe auch in die reale Welt übertragen. Deshalb veranstalten wir als ersten Schritt ein Treffen im Rahmen der Leipziger Antiquariatsmesse in der Leipziger Buchmesse am 14. März. Hierzu laden wir alle Kolleginnen und Kollegen und am Antiquariatsbuchhandel Interessierte herzlich ein!
Darüber hinaus haben wir erste technische Beschränkungen feststellen müssen, die uns relativ kurzfristig zu einem Plattformwechsel zwingen könnten. An der Umsetzung einer neuen Gruppen-Plattform arbeite ich bereits. Wir denken unter anderem über die Möglichkeit eines digitalen Handapparats und ähnliches nach. Lassen wir uns alle mal überraschen, wohin der Weg uns führt.
Die Fragen stellte Björn Biester.