Seien Sie doch mal ehrlich: Wer würde das wissen wollen? Ich wahrscheinlich nicht, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Also machen wirs kurz!
Aber hmm
Womit beginne ich denn nun am besten? Interessant ist vielleicht, dass ich mir Bücher nicht nur anhöre oder sie lese, sondern ich schreibe sie auch. Manchmal verfasse ich Kurzprosa, lieber arbeite ich allerdings persönliche Schicksalsromane oder meine Fantasyserie aus. Mein großes Ziel ist, einmal einen historischen Roman zu veröffentlichen. Folglich studiere ich Geschichte. Und Buchwissenschaft.
Ha! So einfach ist das also mit dem Lebenslauf!
Außer diesen beiden Fächern studiere ich noch Politik. Denn falls ich im Buchwesen keine Arbeit finden sollte, würde ich gerne im Bereich Journalismus landen. Dafür wiederum ist es gut, dass ich nebenbei auch ein paar Seminare in der Christlichen Publizistik besuche. Vor allem schreibe ich aber und das bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet. So arbeite ich zum Beispiel bei
www.sofalehne.de mit, dem Online-Magazin der Erlanger Buchwissenschaft. Überdies konnte ich bei
www.abi.de, einem Portal der Bundesagentur für Arbeit, mit dem Blog >Barrierefrei studieren< online gehen. Und jetzt blogge ich eben auch für
www.boersenblatt.net, was mich besonders freut.
Aber genug davon. So viel Werbung in eigener Sache zu machen, ist ja auch nicht unbedingt Sinn und Zweck einer kurzen Vorstellung.
Wer bin ich also? Eine Erlanger Buchwissenschaft-Studentin. Aber nicht einfach nur irgendeine. Ich weiß noch ganz genau, wie Dr. Titel in meiner allerersten Seminarsitzung erwähnte: Frau Preiß ist die einzige Blinde, die Buchwissenschaft studiert. Es überraschte mich, dass er das wusste. Ich jedenfalls hatte es nicht gewusst.
Andererseits verwundert es mich auch nicht, dass ich die einzige bin. Denn an wie vielen Universitäten oder Hochschulen kann man sich schon für die Buchwissenschaft einschreiben? Und wie viele Blinde gibt es in Deutschland überhaupt?
Die genauen Zahlen wurden leider nie empirisch erfasst. Schätzungen gehen von ungefähr 155.000 Blinden aus. Hinzu kommen zirka 500.000 Sehbehinderte, die normalerweise aber keine Punktschriftbücher lesen. Bleiben diese 155.000 Männer und Frauen, die für Marktforscher als Zielgruppe in Frage kämen. Weit über die Hälfte davon sind über 65 Jahre alt. Viele Menschen erblinden erst im Alter und machen sich dann häufig nicht mehr die Mühe, die Blindenschrift zu erlernen. Auch für sie ist das Hörbuch im Vergleich zu einem Punktschriftbuch sicherlich das ansprechendere Medium. Und so erklärt sich auch, wieso die Auswahl an Blindenschriftbüchern so gering oder sagen wir besser überschaubar ist. Aber dazu später mehr.
Zuerst noch einmal zurück zu mir: Ich bin geburtsblind. Und noch dazu eine der wenigen Blinden, die tatsächlich studieren.
Die meisten in etwa 9% der Blinden in Deutschland - machen eine Ausbildung, für gewöhnlich als Masseur/Physiotherapeut, im Bereich Telekommunikation oder Musik oder zum Bürokaufmann. Einige studieren an speziellen Einrichtungen für Blinde wie der Blindenstudienanstalt (BLISTA) in Marburg. Aber wer würde in einer solchen Institution schon den Studiengang Buchwissenschaft anbieten? Wozu anbieten, wenn es keine Nachfrage gibt? Zumal der Buchmarkt ja auch ein sehr kleines Segment ist. Wie sollte man einen berufstätigen Blinden hier denn überhaupt einsetzen?
Ich kann Ihnen diese Frage noch nicht beantworten. Aber ich möchte Ihnen in den nächsten Wochen zumindest erzählen, wie die Punktschrift funktioniert und was das Besondere an DAISY ist. Und ich hoffe, wir lesen uns bald wieder.