Waterstones hat seit der Einführung des PRS 505 im September in England angeblich 30.000 Exemplare verkauft. Sind Sie für den deutschen Markt optimistisch?
Winkler: Auf jeden Fall. Seit der Einführung im Jahr 2006 haben wir weltweit bereits mehr als 300.000 Reader verkauft diese Entwicklung hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Zusätzlich geben uns die positiven Erfahrungen in UK und Frankreich sowie das große Interesse in Deutschland die Zuversicht, den Reader in Deutschland erfolgreich einzuführen.
Für den Start sind einige Tausend E-Books im EPUB-Format angekündigt. Sind es wirklich mehr als 1.000?
Winkler: Die Datenbank wird fortlaufend wachsen, zum Marktstart fokussieren wir uns auf aktuelle Bestseller und damit die Qualität der verfügbaren Titel.
Zimmer: Bereits zum Marktstart wird ein attraktives Portfolio an elektronischen Büchern mit Fokus auf Belletristik und Sachtiteln zur Verfügung stehen. Das Angebot wird einige Tausend Titel im EPUB-Format umfassen, darunter Bestseller wie Die Tore der Welt von Ken Follett (Lübbe), Eragon. Die Weisheit des Feuers von Christopher Paolini (cbj) oder Der Chinese von Henning Mankell (Zsolnay). Die Zahl der verfügbaren E-Books wächst wöchentlich Verlage wie C. Bertelsmann, Goldmann, Heyne, Siedler, Eichborn, Hoffmann und Campe, Hanser, Lübbe, Campus sowie DTV und Beltz stellen uns bereits jetzt ihre Titel zur Verfügung.
Wie steht es um die Qualität der E-Books?
Zimmer: Wir sind mit der Qualität der heute bereits vorliegenden E-Books sehr zufrieden. Das E-Book bietet den Verlagen neue Chancen im Corporate Design und in der Kundenbindung.
Winkler: Die Verlage und insbesondere die Konvertierer nehmen sich die Zeit um die Qualität der E-Books sicherzustellen.
Liefern die Verlage die E-Books bereits konvertiert an?
Zimmer: Die Konvertierung der E-Books in das EPUB-Format liegt in der Verantwortung der Verlage. Libri unterstützt bei der Umsetzung, beispielsweise bringen wir die Konvertierer und die Verlage zusammen und geben Empfehlungen hinsichtlich der Qualitätssicherung. Allen Verlagen stellt Libri auf Wunsch eine Liste von weltweit tätigen Konvertierungsunternehmen zur Verfügung.
Welche Rolle spielt ihr Koperationspartner Jouve?
Zimmer: Die Firma Jouve ist einer unserer Partner mit großen Erfahrungen in der EPUB-Konvertierung. Die Wahl des Dienstleisters obliegt jedoch den Verlagen.
Wie sieht die Preisgestaltung aus? Orientieren sich die von den Verlagen festgesetzten Preise an den Preisen für Hardcover?
Zimmer: Die Erfahrung in anderen Märkten hat gezeigt, dass die Konsumenten einen Preis für E-Books erwarten, der deutlich unterhalb des Ladenpreises der jeweils aktuell lieferbaren Version eines Titels liegt. Wie empfehlen daher, elektronische Bücher 10-20 % günstiger als die aktuelle Print-Ausgabe anzubieten. Grundsätzlich legen jedoch die Verlage die Preise für ein E-Book fest.
Wie unterstützen Sie die Einführung der Geräte im Handel?
Winkler: Die Einführungskampagne für den Reader von Sony setzt einen besonders starken Akzent auf den POS im Buchhandel und damit auf das Produkterlebnis für den Kunden. Der Buchhandel ist für uns der optimale Partner um Content und Hardware kompetent aus einer Hand anzubieten. Das ist natürlich auch eine Frage der Präsentation. Sony wird diverse Materialien zur Verkaufsförderung bereitstellen, die über Libri bestellt werden können. Hierzu zählen unter anderem ein Verkaufsdisplay, Poster, Flyer, Schulungsunterlagen und vieles mehr. Daneben werden wir über ein Händlerinformationsportal interessierte Buchhändler umfassend zu allen relevanten Themen informieren.
Herr Wetzel, sind Ihre Mitarbeiter inzwischen für den Verkauf der E-Books und Reader geschult?
Wetzel: Die Thalia Mitarbeiter werden gemeinsam mit Sony Deutschland bereits seit Mitte Februar 2009 geschult. Die Schulungen finden an mehreren Orten in Deutschland statt und versetzen unsere Buchhändlerinnen und Buchhändler in die Lage, neben allen inhaltlichen Themen auch hinsichtlich der Hardware kompetent zu beraten.
Bedeuten die Einführung des Sony Reader und das E-Book-Geschäft insgesamt eine zeitliche Mehrbelastung Ihrer Mitarbeiter?
Wetzel: Zurzeit beschäftigen wir uns sehr intensiv mit diesem Thema. Mittel- und langfristig sehen wir das E-Book Geschäft jedoch als ganz normalen Teil unserer Tätigkeit. Wir stehen unseren Kunden neben der kompetenten Beratung rund um das klassische Buch nun auch mit Informationen rund um den Reader von Sony zur Verfügung. Hierbei spielt es zunächst keine Rolle, in welcher Form unsere Kunden den entsprechenden Content präferieren ob als Buch, DVD, Hörbuch oder ab dem 11. März auch als E-Book.
Welche Aktionen planen Sie am Point of Sale? Können Sie ein Beispiel nennen?
Wetzel: Als strategischer Partner werden wir den PRS-505 in allen deutschen Filialen in einem speziellen Verkaufsdisplay anbieten, aktuell läuft bereits unsere gemeinsame Tester-Kampagne für den Reader. Unsere Kunden können das papierähnliche Display und die einfachen Bedienung des PRS-505 live in den Thalia-Filialen erleben und sich über das Produkt und die verfügbaren Inhalte informieren. Eine Vielzahl weiterer Aktionen und Aktivitäten werden im Moment vorbereitet.
Wie stellen Sie sicher, dass die E-Book-Beratung dauerhaft gewährleistet wird?
Wetzel: Es gibt mindestens einen E-Book Verantwortlichen in jeder Thalia Buchhandlung. Im Train-the-Trainer Prinzip wird er lokal für die Schulung der Kollegen zuständig sein. Für den Online-Kauf von Content steht unser Multichannel-Team sowohl unseren Kunden als auch unseren Buchhändlerinnen und Buchhändlern zur Verfügung.
Herr Winkler, in welchem Zeitraum wollen Sie den Markt mit E-Readern abdecken?
Winkler: Das Konzept muss sich zunächst einer breiten Zielgruppe erschließen, daher setzen wir zur Markteinführung des PRS-505 ganz klar auf den Vielleser. Mit erweiterten Features sind natürlich auch Zielgruppen aus den Bereichen Bildung, Schule und berufliche Anwendungen denkbar. Wir glauben, dass digitale Lesegeräte das Lesen revolutionieren werden und sehen ein langfristiges Potential für diesen noch jungen Markt.
Sie erwarten gute Verkaufszahlen. Wie schätzen Sie den gegenläufigen Trend ein, dass Kunden multifunktionale Geräte wie das iPhone kaufen und darauf lesen wollen statt zusätzlich zum Smartphone einen E-Book-Reader anzuschaffen?
Winkler: In dieser Hinsicht sind wir sehr entspannt. Ich halte es für nahezu unmöglich, auf einem Smartphone ein ganzes Buch zu lesen. Das mag technisch funktionieren, in der komfortablen Anwendung jedoch nicht. Das Display ist beleuchtet und zu klein, das Umblättern ist mühsam, man muss ständig scrollen. Und versuchen Sie mal am Strand auf einem Smartphone zu lesen das ist nahezu unmöglich. Oder stellen Sie sich vor, Sie sind unterwegs im Urlaub: Da hat der Reader nicht nur eine längere Ausdauer man kann 6.800 Mal umblättern sondern er verfügt mit einem internen Speicher für bis zu 160 Bücher auch über einen größeren Speicherplatz als ein Smartphone. Das Anforderungsprofil für Handys ist meines Erachtens ein ganz anderes als für ein elektronisches Lesegerät.
Interview: Michael Roesler-Graichen