Antiquariat

Schillers blonder Haarkranz lockt

2. März 2009
Redaktion Börsenblatt
"Philotheca": Das Antiquariat Müller & Draheim legt Katalog 15 vor. Angeboten wird neben viel Handschriftlichem ein "blonder Haarkranz" Friedrich Schiller.
Das Antiquariat Andreas Müller & Solveig Draheim veröffentlicht mit schöner Regelmäßigkeit sorgfältig bearbeitete Kataloge zu Gebieten wie Sprachen, Reisen, Naturwissenschaften, Kulturgeschichte und Orientalistik. 45 Nummern enthält der vorliegende, reich bebilderte Katalog, darunter eine Reihe interessanter Briefe und Stammbücher des 18. Jahrhunderts. Ein vollständiger Durchgang durch das eindrucksvolle Angebot kann hier nicht im Ansatz geleistet werden; genannt seien deshalb nur die Stammbücher von J. B. F. Steubler (Nr. 8; 2.800 Euro), C. M. Kirchmaier (Nr. 19; 3.600 Euro) und J. K. Koken (Nr. 22; 2.400 Euro). Hervorhebenswert sind weiter etwa das Funck'sche Taschenherbarium "Deutschlands Moose" von 1820 (Nr. 17; 3.000 Euro) sowie mehrere Einträge zur Geschichte Frankens, zum Beispiel Briefe L. J. von Prunners an den Direktor des Erlanger Akademischen Naturalienkabinetts (Nr. 14; 1.350 Euro), Joseph Hellers "Muggendorf und seine Umgebungen…" von 1829 (Nr. 27; 750 Euro), oder eine kleine Sammlung Nürnberger Buntpapiere (Nr. 29–33; zwischen 450 und 1.200 Euro). Der letzte Katalogeintrag ist ein großartiges Kuriosum; feilgeboten wird hier unter Glas ein "Blonder Haarkranz, durch ein Bändchen zusammengehalten", der "privater Überlieferung zufolge", wie es der Katalog vorsichtig formuliert, vom Schädel Friedrich Schillers stammt (Nr. 45; 3.500 Euro). Ergänzt wird diese "Reliquie" um zeitgenössische Briefe und Dokumente, welche die Echtheit der Haare bestätigen sollen. Im jungen Schiller-Jahr 2009 fürwahr eine Trouvaille! Eine Schlussanmerkung: nach konservativen Branchensitten werden Antiquariatskataloge nicht mit Vorworten versehen; die Bücher sollen für sich sprechen. Bei einem so außergewöhnlichen und engagierten Angebot wie dem vorliegenden Katalog könnte man sich jedoch eine persönliche Vorbemerkung der Bearbeiter als sinnvoll und erhellend vorstellen. Weitere Informationen hier: