Interview

»Mit einem E-Mail-Spiel hat alles begonnen«

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
»Bunker« ist nach »Tannöd« und »Kalteis« (alle Edition Nautilus) der erste Roman von Andrea Maria Schenkel, der keinen historischen Fall bearbeitet. Boersenblatt.net sprach mit der mehrfach preisgekrönten Krimiautorin über die Geschichte ihres neuen Buchs.

Ihr neues Buch – eine Entführungsgeschichte –verkauft sich wieder sehr gut, doch die Kritik ist dieses Mal gespalten. Machen Ihnen die Verrisse, die man in einigen Blättern liest, etwas aus?

Andrea Maria Schenkel: Ich habe natürlich damit gerechnet, dass die Kritik das Buch dieses Mal nicht einhellig lobt. Es wäre sowieso unheimlich, immer nur Everybody’s Darling zu sein. Das Leserecho ist aber sehr positiv. Es gibt viele, die meine Bücher wegen des „Sounds“ gern lesen.

Hatten Sie denn nach dem Rummel um „Tannöd“ und „Kalteis“ überhaupt die Ruhe, einen neuen Roman zu schreiben?

Schenkel: Na ja! Ruhiger geworden ist es erst seit dem Herbst. Bis dahin hatte ich sehr viele Lesetermine und habe gemerkt, dass man nicht zur selben Zeit lesen und schreiben kann.

„Bunker“ ist ja eher ein Zwischenbuch – denn Sie arbeiten ja schon seit einiger Zeit an Roman Nummer 4, der ursprünglich früher kommen sollte …

Schenkel: Dazu fehlte dann doch die Ruhe zwischen Interviews und Lesungen. Das Buch sollte umfangreicher und schwieriger werden.

Wollen Sie schon sagen, worum es darin geht?

Schenkel: Nein, lieber nicht.

Haben Sie die Idee für „Bunker“ auch schon eine Weile mit sich herumgetragen?

Schenkel: Das war eher spontan. „Bunker“ beruht nicht auf einem Fall, sondern ist reine Fiktion. Angefangen hat das Ganze als Spiel. Als ich auf einer Lesereise war, hat mein Mann mir aus Jux und Dollerei ein paar Ideen per E-Mail geschickt und mich gefragt, was ich davon halte. Ich habe dann zurückgeschrieben – und so hat sich daraus ein Spiel entwickelt, das eigentlich nur für uns bestimmt war. Zu Hause habe ich den Stoff weitergesponnen. Daraus hat sich dann die Entführungsgeschichte entwickelt – ohne dass ich zunächst an eine Veröffentlichung gedacht habe.

Wann kam der Entschluss zur Publikation?

Schenkel: Das war im Juli. Mein Mann schlug vor, daraus ein Buch zu machen. Da hat es mich plötzlich gereizt, und dann fing erst die Arbeit an. Das hieß auch, dass mein ganzer Sommerurlaub beim Teufel war. Bis dahin standen ein paar witzige Stellen im Manuskript, aber es fehlte noch die Substanz. Die Arbeit an dem Buch hat dann ziemlich viel Spaß gemacht – auch wenn es bis in den Dezember hinein gedauert hat.

Der Roman ist relativ komplex, es gibt drei Erzählebenen …

Schenkel: Mich haben vor allem die beiden Ich-Erzähler – der Entführer und die Entführte – gereizt. Ich finde es spannend, dass die männliche Hauptperson ziemlich realistisch ist – auf dem Boden der Tatsachen steht –, während die weibliche Person immer wieder in Fantasien und Träume abgleitet. Diese unterschiedlichen Perspektiven darzustellen war eine Herausforderung für mich.

Aber mit Ihnen und Ihrem Mann haben diese Figuren nichts zu tun?

Schenkel: Nein, Gott sei Dank nicht. Beide Figuren sind ja keine Sympathieträger, und ich hoffe, dass mein Mann und ich doch etwas sympathischer sind.

„Bunker“ hat auch filmische Elemente …

Schenkel: Rufus Beck, einer der Sprecher des Hörbuchs, hat mir nach dem ersten Durchlesen gesagt: „Sie wissen ja, Sie haben einen wunderbaren Text für das Theater oder für den Film geschrieben. Genau das Richtige für einen Schauspieler.“ Das war mir so vorher nicht bewusst.