Hamburger Lesetage

Lesen fürs Image: Wenn der Vattenfall-Chef zum Kinderbuch greift

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Als „Aufbruch in das neue Lesejahr“ begrüßte Hamburgs Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck gestern im Rathaus der Hansestadt die 11.Vattenfall Lesetage. Autoren aus 19 Ländern und weitere Mitwirkende präsentieren vom 16. bis 23. April 138 Veranstaltungen, zu denen 15.000 Gäste erwartet werden.

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Der diesjährige Fokus liegt auf der Reihe „Hinter den Kulissen“, in der versierte Publizisten und Wissenschaftler die Gesellschaft vor dem Hintergrund von „Superwahljahr“ und Finanzkrise beleuchten sollen. Unter anderem dabei sind die Stadtsoziologin Martina Löw und der Nahost-Experte Marcel Pott. Weitere Schwerpunkte finden sich in den „Bildergeschichten“ mit Comic, Cartoon und Graphic Novel, sowie in der Krimi-Sektion -  unter anderem mit Stella Rimington, die als erste Frau die Anti-Spionage-Abteilung des britischen Geheimdiensts geleitet hat. Die Programmreihe „Junge Kosmopoliten“ bietet hochkarätigen jungen Autoren ein Forum, wie beispielsweise Tilmann Rammstedt und Benjamin Lebert. Das Literaturprogramm wurde von Barbara Heine und Katrin Weiland von Heine Kommunikation konzipiert.

Die Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, die rund die Hälfte des Programms ausmachen, wurden zusammengestellt von einer Gruppe Hamburger Kinder- und Jugendbuchautoren, darunter Katja Reider und Andreas Schlüter. Neben Lesungen, Illustrations- und Schreibworkshops bietet sich Schülern auch die Chance, im Rahmen des Unterrichts persönlich Autoren kennen zu lernen. Zwei Veranstaltungen in diesem Bereich wird Dr. Rainer Schubach, Hamburg-Chef des Stromanbieters Vattenfall Europe AG, selbst moderieren. „Dadurch bin ich mal wieder dazu gekommen, ein Kinderbuch zu lesen. Das kann ich nur empfehlen!“

Schon traditionell öffnen die verschiedensten Veranstaltungsorte ihre Türen für das Lesefest. Insgesamt werden in diesem Jahr 87 Stätten „bespielt“, darunter auch Neuentdeckungen für die Literatur, wie die Zooschule im Tierpark Hagenbeck oder das Internationale Maritime Museum. Doch nicht überall wird das „Geschenk an die Stadt Hamburg“, wie die Vattenfall Europe AG die Lesetage bezeichnet (über den Etat macht das Unternehmen keine Angaben), angenommen. Im Bürgerhaus Wilhelmsburg, einem Stadtteil südlich der Elbe, hat man beispielsweise „nach intensiven Diskussionen innerhalb des Hauses“ auf die Zusammenarbeit verzichtet. Der Grund: Vattenfall will hier seine Pläne für ein in Teilen der Bevölkerung und der Politik äußerst umstrittenes Kohlekraftwerk durchsetzen.