Kommentar

Utopie ist machbar

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Claudia Baumhöver hat das "neue" Hörbuch aus der Taufe gehoben und aus dem Hörverlag ein veritables Unternehmen mit über 40 Mitarbeitern gemacht. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Schwietert.

Es gab Zeiten, da wurde Claudia Baumhöver für verrückt erklärt. Waren doch von Klett-Cotta bis Deutsche Grammophon alle Versuche, vertonte Literatur auf dem Buchmarkt zu etablieren, kläglich gescheitert. Kein Problem für Baumhöver. 1994 übernahm sie die Geschäfte des gerade in München gegründeten Hörverlags. Der Aufstieg des Hörbuchs begann.

Was hat diese Unternehmerin anders gemacht? Sie hat an das Medium geglaubt und sich was getraut. Zum Beispiel die »Spoken Arts Treasury«. Das sind stolze 893 Minuten amerikanischer Poesie im O-Ton. Und, Überraschung, die limitierte Auflage verkaufte sich richtig gut. Die Verlegerin kann nämlich nicht nur große Litera­tur, sie kann auch rechnen.

Wenn heute in der Branche von »früher« die Rede ist, ist die Zeit vor Clauda Baumhöver gemeint. Damals war das Hörbuch uncool, etwas für Lesefaule und Sehschwache. Die studierte Sozialpädagogin begann zu trommeln, enthusiastisch auf jedem Podium, in jeder Diskussion für das Hörbuch einzutreten, ihr Kommunikationstalent für die Lobby­arbeit einzusetzen. Sie hat Kinospots für Hörbücher geschaltet, für groß angelegte Marketingaktionen an Tankstellen und in Zügen gesorgt, Hörbuch-Events unter freiem Himmel initiiert und Nutzer­studien in Auftrag gegeben. Jetzt sind Audiobooks trendy.


Baumhöver hat dafür leidenschaftlich und hart gearbeitet: ein Beispiel für wirksames Medien-Marketing. Ihre Liebe zu schönen Stoffen und außergewöhnlicher Garderobe würde den Erfolg bei Weitem nicht erklären.