Es gab Zeiten, da wurde Claudia Baumhöver für verrückt erklärt. Waren doch von Klett-Cotta bis Deutsche Grammophon alle Versuche, vertonte Literatur auf dem Buchmarkt zu etablieren, kläglich gescheitert. Kein Problem für Baumhöver. 1994 übernahm sie die Geschäfte des gerade in München gegründeten Hörverlags. Der Aufstieg des Hörbuchs begann.
Was hat diese Unternehmerin anders gemacht? Sie hat an das Medium geglaubt und sich was getraut. Zum Beispiel die »Spoken Arts Treasury«. Das sind stolze 893 Minuten amerikanischer Poesie im O-Ton. Und, Überraschung, die limitierte Auflage verkaufte sich richtig gut. Die Verlegerin kann nämlich nicht nur große Literatur, sie kann auch rechnen.
Wenn heute in der Branche von »früher« die Rede ist, ist die Zeit vor Clauda Baumhöver gemeint. Damals war das Hörbuch uncool, etwas für Lesefaule und Sehschwache. Die studierte Sozialpädagogin begann zu trommeln, enthusiastisch auf jedem Podium, in jeder Diskussion für das Hörbuch einzutreten, ihr Kommunikationstalent für die Lobbyarbeit einzusetzen. Sie hat Kinospots für Hörbücher geschaltet, für groß angelegte Marketingaktionen an Tankstellen und in Zügen gesorgt, Hörbuch-Events unter freiem Himmel initiiert und Nutzerstudien in Auftrag gegeben. Jetzt sind Audiobooks trendy.
Baumhöver hat dafür leidenschaftlich und hart gearbeitet: ein Beispiel für wirksames Medien-Marketing. Ihre Liebe zu schönen Stoffen und außergewöhnlicher Garderobe würde den Erfolg bei Weitem nicht erklären.