Besonders interessant finde ich als Blinde aber, dass Punktschriftbücher nicht im VLB vermerkt sind. Natürlich regt das zu der Frage an, wie sie vertrieben werden. Auch das erklärt sich wiederum (u. a.) durch die Haptik eines Buches, welche ihrerseits von der Gestalt der Punktschrift abhängt.
Verschiedene Blindenpädagogen suchten im Laufe der Zeit nach einem Weg, Blinden die gesellschaftliche Teilhabe am Lesen und Schreiben zu ermöglichen. Bereits kurz nach der Erfindung des Buchdrucks wurde das erste System einer tastbaren Schrift entworfen. So gab es die Idee, Druckbuchstaben als Relief in starkes Papier zu drucken. Ein anderer Ansatz bestand in einer Stachelschrift. Hier stach man die Buchstaben mit Nadeln in das Papier, die in Typenform angeordnet waren. Beide Verfahren waren aber eher ungünstig. Deshalb veranstalteten öffentliche Bibliotheken im 19. Jahrhundert Vorlesedienste.
Und dann fand Louis Braille, der selbst als kleiner Junge erblindet und somit auf eine Blindenschrift angewiesen war, die geeignete Lösung.
Schon vor ihm hatte der Offizier Nicolas Barbier eine Schrift aus zwölf Punkten entwickelt, die allerdings kompliziert zu lesen war. Braille vereinfachte nun dessen System, indem er eine Punktschrift aus nur sechs Punkten zusammensetzte – und hatte damit Erfolg.
Die Brailleschrift besteht aus zwei Spalten mit je drei Punkten. Der Punkt links oben wird als Punkt 1, der links unten als Punkt drei und der rechts unten als Punkt sechs bezeichnet. Je nachdem, welche Punkte man nun im Einzelnen miteinander kombiniert, ergeben sich die verschiedenen Buchstaben und Satzzeichen. So stanzt man beispielsweise nur den Punkt eins mit einer Punktschriftmaschine – ähnlich einer Schreibmaschine für Sehende - in das Papier hinein, wenn man ein >a< schreiben möchte. Für ein >k< kommt noch der Punkt drei hinzu und das >u< besteht aus den Punkten eins, drei und sechs.
Die Buchstaben werden so in den Beschreibstoff eingeprägt, dass sie erhaben sind, also sich erhöht von diesem absetzen. Der Blinde kann dann die Zeichen mit den Fingerspitzen abtasten, wie er das auch mit der Moon-Schrift tut. Doch diese hat für ihn den Nachteil, dass er sie nicht selbst schreiben kann. Daher findet die Brailleschrift weltweit am meisten Verbreitung.
Neben der so genannten Vollschrift, bei der man jedes Zeichen einzeln schreibt, gibt es hier auch noch Kurzschrift und Stenoschrift. Wo der Unterschied zwischen diesen beiden ist, kann ich nicht sagen, denn ich habe Steno selbst nie gelernt. Aber die Kurzschrift ist gewissermaßen auch wie eine Stenoschrift. Sie wird verwendet, um den Umfang der ohnehin schon sehr dicken Punktschriftbücher zu reduzieren. Was nicht heißt, dass diese dann handlich wären. Aber dazu beim nächsten Mal mehr.