Seit 2002 werden jedes Jahr fünf Kanadische Bücher, über einen Zeitraum von 3 Monaten, im Internet, Radio und bei Veranstaltungen präsentiert. Diese Bücher werden zuvor von ausgewählten Prominenten des Landes nach ihren ganz eigenen Vorlieben nominiert. In Sachen Genre, Alter oder bisherigem Erfolg sind ihnen keine Grenzen gesetzt. Es sollte nur den Geschmack von möglichst vielen Kanadiern treffen. Den Abschluss bildet eine Diskussionsrunde im Radio, bei der sich die Prominenten über die Bücher ihrer Wahl austauschen und eins nach dem anderen abwählen, bis ein Sieger gefunden ist. Laut Veranstalter ist dieser Wettbewerb die 2. Verkaufsfördernde Auszeichnung in Kanada. So wurde zum Beispiel ein längst vergriffenes Buch dank seiner Nominierung wieder neu aufgelegt.
Leider wurde ich erst wenige Tage vor Beginn der Diskussionsrunde auf diesen Wettbewerb aufmerksam. So konnte ich mir kein eigenes Bild von den verschiedenen Titeln machen.
Nichtsdestotrotz habe ich die halbstündigen Diskussionen mit viel Vergnügen verfolgt. Es wurde mit Leidenschaft und Humor über die verschiedensten Aspekte gesprochen, die ein Buch ausmachen. Dies geschah alles ohne sich in Detailanalysen oder Interpretationen zu verlieren die einem schon zu Schulzeiten so manches Buch madig gemacht haben. Alles in allem ein Wettbewerb der mich begeistert hat. Allein die Idee die der Titel „Canada Reads“ vermittelt – eine ganze Nation liest. Eine faszinierende Vorstellung.
Da stellte sich mir die Frage ob diese Vorstellung auch auf Deutschland zu übertragen wäre.
Ist die Bevölkerung für diese großangelegte Aktion zur Leseförderung zu begeistern? Könnte man davon ausgehen das sich genug Menschen soweit engagieren das sie ein oder mehrere Bücher der Nominierungsliste lesen, darüber im Internet oder auf Veranstaltungen diskutieren und verfolgen wie die Prominenten für ihre Bücher kämpfen und einen Sieger küren?
Welche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kämen denn überhaupt für eine solche Aufgabe in Frage? Ein Kandidat sollte 2 wichtige Eigenschaften mitbringen: Bekanntheit und Glaubwürdigkeit.
Prinz Poldi zum Beispiel würde zwar viele Fans garantieren aber Lukas und Literatur?
Harald Schmidt und Günther Jauch wären Namen die sich da aufdrängen. Aber so ein Panel wäre ja über mehrere Jahre immer wieder neu zu besetzten. Was gibt die Deutsche Gilde der Schauspieler und Musiker für Kandidaten her?
Als Plattform für die Diskussionsrunde würde ich in Deutschland das Fernsehen favorisieren. Thomas Gottschalk als Moderator im ZDF würde sich doch spätestens seit seiner kleinen Runde mit Marcel Reich-Ranicki anbieten. Damit fällt zwar ein möglicher Diskussionsteilnehmer weg, aber wenn wir schon mal das Fernsehen an Bord haben ergibt sich eine Alternative für die Kandidatensuche. Ich denke da an so eine schöne Castingshow. Denn zumindest sowas geht hierzulande ja immer.
Bei allen Überlegungen habe ich natürlich vorausgesetzt dass die Autoren und Verlage, denen eine Nominierung wiederfährt, diese Aktion mit vollem Engagement unterstützen. Das versteht sich doch von selbst, oder?