Warum ist die auf den ersten Blick schlichte Frage nach der Anzahl der deutschen Antiquariate so schwer zu beantworten? Hierfür gibt es mehrere Ursachen: weniger als 500 Firmen gehören einem der Verbände bzw. verbandsähnlichen Zusammenschlüsse an, und dabei sind nicht nur der Verband Deutscher Antiquare und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels berücksichtigt, sondern auch die Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ) und der etwas apokryphe Verein Antiquarischer Buchhandel Online.
Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) hat aktuell knapp 1.800 deutsche Anbieter. Die anderen Plattformen liegen weit unter dieser Zahl. Unter den ZVAB-Anbietern sind allerdings auch Verlage, Institutionen, Bibliotheken und Kleinstunternehmer mit Gewerbeschein. Andererseits listet längst nicht jedes Antiquariat Bücher im ZVAB. Trotzdem liegen hier vermutlich die sichersten Anhaltspunkte für eine begründete Schätzung: Realistisch kann die Zahl der Antiquariate in Deutschland auf etwa 1.500 bis 1.600 angegeben werden, davon circa 350 Ladengeschäfte.
Allerdings sollte gleich eingeschränkt werden, dass bei einem fiktiv angenommenen Mindestumsatzkriterium von 50.000 Euro jährlich – denn ab wann kann eigentlich von der Führung eines buchhändlerischen Unternehmens "im Hauptgewerbe nach kaufmännischen Gesichtspunkten" gesprochen werden, wie es etwa der Börsenverein in seinen Aufnahmebedingungen tut? – die Zahl der deutschen Antiquariate vermutlich deutlich unter 1.000 läge. Das ist nicht mehr als eine vorsichtige Vermutung, für die es aber einige Hinweise gibt (z. B. Auswertung von Katalogen, Online-Beständen oder Eigenaussagen von Antiquaren). Für alles Weitere fehlt leider belastbares Zahlenmaterial.