Kommentar

Leser, wo bist du?

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das E-Book-Geschäft geht in eine neue Runde: Mit Sony PRS 505, iRex und dem Cybook von Bookeen sind nun auch massentaugliche Reader auf dem deutschen Markt. Bei den Handys stimmen mittlerweile Kosten und Komfort, sodass sie ebenfalls zunehmend auch als Lesegeräte eingesetzt werden. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel.
Bis das Geschäft mit den elektronischen Büchern ins Rollen kommt, könnte es aber noch lange dauern. Bislang haben schätzungsweise weniger als fünf Prozent der Deutschen ein E-Book gekauft. Wofür auch, es gab ja bislang noch keine Reader. Der Markt mit Smartphones wächst beständig, jedoch gehen laut einer Studie von Accenture nur drei Millionen Deutsche mit ihren Handys ins Internet, wo auch Bücher zu holen wären. Das sind ganze 3,6 Prozent der Bevölkerung.
Dazu kommt der Krieg an der Formate-Front, der sowohl Produzenten als auch Lesern zu schaffen macht. Schon bei den Reader-Formaten ist es schwierig, den Überblick zu behalten, bei den Smartphones wird es noch komplizierter: Alleine für die Java-Handys kommen 200 verschiedene Software-Formate infrage. Dazu eröffnen Handy-Hersteller wie Apple eigene Download-Shops mit eigenständigen Formaten. Wer blickt da noch durch?
Die Beschäftigung mit der Technik hat vielen Verlagen bisher die Zeit geraubt, sich eingehender mit ihrer Zielgruppe zu beschäftigen. Klar ist: Wir wissen zu wenig über den multimedial agierenden Leser. Wo, wann und wie liest er? Welche Formate taugen für welche Alltagssituation? Antworten auf diese Fragen sollten schnell gefunden werden, sonst könnten all die schönen E-­Angebote ins Leere laufen.