Lesung

Eine Dichterliebe

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Die Beziehung zwischen Paul Celan und Ingeborg Bachmann entwickelte sich zwischen 1945 und 1961 in den vielfältigsten Formen. Immer »Herzzeit«, was in dieser Beziehung nicht Liebe heißen musste. Das Buch wurde 2008 bei Suhrkamp herausgegeben, als Hörbuch 2009 von Speak low. Die Schauspielerin Sophie Rois las aus dem Briefwechsel Bachmann-Celan.


Eine ungewohnte Sophie Rois war das, die im Brechthaus
aus dem Briefwechsel las. Brüchig, doch sehr klar, sehr
entschlossen, interpretierte sie die Sehnsucht der Dichterin nach dem
Geliebten, und nach Jahren ihre endgültige Emanzipation von ihm. In
diesen Briefen geht es kaum um Literatur. Sie sind, wie Klemens
Renoldner es formulierte „eine Verwaltung der Problematik von Ferne
und Nähe.“ Als Herausgeber Hans Höllner um Verständnis für Paul Celan
warb, der die Geliebte lange nicht als Schreibende wahr genommen hat,
entwickelte sich das Podiumsgespräch dank der kratzigen Anmerkungen
von Sophie Rois (wie wir sie kennen und lieben!) zu einer kleinen
Geschlechterdebatte. Der überheizte, enge Raum kochte kurz mit Buh-
Rufen, Pfiffen und Beifall auf.

Kathrin Schrader