Diskussion

Hat das E-Book eine Chance?

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Bei Fachbüchern und wissenschaftlicher Literatur hat das E-Book gute Karten. In der Belletristik gibt es nach wie vor noch viele offene Fragen. Einig sind sich alle: Der Sony-Reader ist ein technischer Dinosaurier und sein Geld nicht wert.

Die Preise sind zu hoch, die Nutzung zu umständlich: "Warten Sie noch mit dem Kauf eines E-Readers", meint Eric Merkel-Sobotta, Executive Vice President Corporate Communications Springer Science+Business Media, in einer Diskussionsrunde auf der Leipziger Buchmesse.

Seine 30 949 E-Books betreibt Springer Science+Business Media in einer Art Flatrate-Modell: Lizenzen werden nicht an Privatleute verkauft, sondern an Unis und Forschungseinrichtungen. Jeder Student darf die Bücher beliebig oft nutzen und herunterladen. "Mit diesem liberalen Modell fahren wir gut", so Merkel-Sobotta.

In der USA sei Springer Science+Business Media nun mit einem Pilot-Projekt "My Copy" gestartet. Der Clou: Aus dem E-Book wird wieder ein Print-Buch. Der Nutzer eines E-Books kann sich seine individuelle Print-Kopie bestellen. Zwar nicht in der gleichen Qualität wie das Original-Printbuch und mit Soft- statt Hardcover, doch auch nur halb so teuer. Eine moderne Version des guten alten Uni-Readers.

Für Belletristik-Verlage sieht die E-Welt noch anders aus. "Wir sind noch sehr am Anfang der Technologie", meint Claudia Reitter, Geschäftsführung Marketing und Vertrieb bei der Verlagsgruppe Random House, "es werden sich noch extrem viele Fragen stellen."

"5 bis 10 Prozent" Umsatzanteil erwartet Reitter für E-Books bei Random House. Bei den Preisen für E-Books könne Sie sich vorstellen, 10 Prozent günstiger als die Hard Covers zu sein, jedoch nicht günstiger als die Taschenbuchausgaben. Wichtig ist ihr auch, die Buchändler ins Boot zu nehmen. Hier bedürfe es noch viel Aufklärungsarbeit: "Viele Buchhändler wissen momentan nicht, wie sie sich am Geschäft beteiligen können."

Rainer Groothuis, Geschäftsführender Gesellschafter Groothuis, Lohfert, Consorten, sieht in den E-Books eher eine Chance als eine Gefahr für das gedruckte Buch: "Wenn der E-Reader ein Massenprodukt werden sollte, wird das haptische Buch ein Statement: Hallo hallo, ich werde noch gedruckt!" Was für ihn heißt: Die sinnliche Qualität des gedruckten Buches wird noch steigen.

Darf man auf die Politik hoffen, wenn es um den Schutz von Urheberrechten geht? "Wer das glaubt, glaubt auch, dass die Welt eine Scheibe ist", sagt Groothuis. Elmar Krekeler, Leiter der literarischen Welt, ist ebenfalls skeptisch. Berlin handle nach dem Motto: "Wir kucken mal zu, was passiert, und dann kehren wir die Reste zusammen."