Oder anders ausgedrückt: zwei Taschen durch die gegend zu tragen, nur um ein einziges Buch dabei zu haben. Der Duden ist sogar 18 Bände dick. Und das, obwohl die Kurzschrift doch schon eine Menge Platz spart.
Woher das kommt? Zunächst muss der Umfang jedes einzelnen Punktes so groß sein, dass man die Zeichen mit den Fingerspitzen noch gut ertasten kann. Deshalb nimmt jeder Buchstabe mehr Platz ein, als das bei Schwarzschriftbuchstaben der Fall ist. Zweitens kann man in der Produktion von Blindenschriftbüchern nicht irgendein Papier verwenden, sondern es muss dick und damit stabil sein. Nur dann greifen sich die Punkte beim Lesen nicht so schnell ab. Stellen Sie sich vor, das Schriftbild würde von Mal zu Mal, wenn Sie eine bestimmte Seite lesen, mehr und mehr verblassen. Am Ende könnten Sie nicht mehr fließend lesen, weil die verschiedenen Zeichen erst mühsam entziffert und erraten werden müssten. Genau so ist das auch, wenn die Braillepunkte unscharf werden. Daher ist die Papier-Auswahl bereits von Vornherein eingeschränkt.
Aus diesen Erkenntnissen folgt nun, dass ein Punktschrifttext ungefähr zwei- bis dreimal so viele Seiten lang ist wie seine Schwarzschriftvorlage. Oder man könnte auch sagen, er umfasst das 30- bis 50-fache Volumen seines Originals.
Damit der Unterschied nicht noch größer wird, nimmt die Herstellung kaum auf ästhetische Aspekte Rücksicht. Ein Punktschriftbuch soll – zumal die blinden Leser ohnehin nicht so viel von einem hübschen Satzspiegel haben – nicht ansprechend aussehen, sondern vor allem praktisch sein. Und praktisch bedeutet in diesem Fall, dass so gut wie keine Weißräume vorgesehen sind. Die Kopf-, Fuß- und Seitenstege werden daher häufig sehr schmal gewählt. Dass der Bundsteg dem gegenüber breiter ausfällt, ist auf bindungstechnische Gründe zurückzuführen. Wichtig ist es den Platz, welchen die einzelnen Seiten bieten, maximal auszunutzen. Denn wenn die Herstellung ihn nicht zu annähernd einhundert Prozent mit Text füllt, heißt das nur noch mehr Seiten. Und dann ist das Buch ja noch dicker und schwerer, sodass ich erst recht nicht mehr mit meinen Romanen in Urlaub fliegen kann.
Was tue ich also? Muss ein Blinder wirklich auf das Lesen verzichten, wenn er in die Ferne reist? Hängt das nicht auch davon ab, woher er die Punktschriftbücher beziehen kann? Welche Titel werden überhaupt in Brailleschrift produziert? Und auf welche Alternativen können Blinde zurückgreifen für den Fall, dass sich das Mitnehmen eines Punktschriftbuches doch als unmöglich erweisen sollte? Zu diesen und anderen Fragen verrate ich Ihnen in den nächsten Wochen mehr.