Selbstständig –wie geht das?

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
 Selbstständigkeit, was bedeutet das heute? Buchhändler und Klein-Verleger berichten über ihre persönlichen Erfahrungen, den Reiz der Selbstständigkeit und dem Balanceakt zwischen Beruf und Privatleben.   
Vielen Wege führen nach Rom! -Dies wurde bei der dritten Podiumsdiskussion des Karrieretages: Buch + Medien auf der Leipziger Buchmesse deutlich als Christiane Schulz-Rother (Inhaberin Tegeler Bücherstube), Verleger Andreas Freitag (Geschäftsführer Verlag Schwarzer Freitag und Gründer der Internetplattform „Tubuk“) und Christopher Gulde (Mitinhaber Ehinger Buchladen) über ihre Erfahrungen sprachen. Christopher Gulde kennt keine schlaflosen Nächte und wurde durch einen Zufall zum Mitinhaber einer Buchhandlung, da sein zukünftiger Vermieter ihm ein optimales Angebot darlegte. Der Schlaganfall ihrer Tante war de ausschlaggebende Punkt für Christiane Schulz-Rother gleich nach der Ausbildung die Tegeler Bücherstube zu übernehmen und somit stand sie mit 24 Jahren vor der Frage: „Wie schaffe ich das Alles“? Klein-Verleger Andreas Freitag gründete eher aus Frustration seine Onlinebuchhandlung „tubuk“, um die Hürde, in das Sortiment aufgenommen zu werden, zu überwinden. Auf die Frage worin der Reiz der Selbstständig läge, waren die Insider ähnlicher Ansicht: Kein Chef, keine Vorschriften und die Möglichkeit die eigene Kreativität auszuleben. Doch Selbstständigkeit bedeutet auch, keine festen Arbeitszeiten zu haben. So arbeiten die Gesprächspartner im Durchschnitt 50-60 Stunden pro Woche, wobei Frau Schulz-Rother bemerkt: „Uns geht es da noch gut mit den Stunden!“ Vor der Geburt ihrer Kinder arbeitete die Buchhändlerin 60-70 Stunden pro Woche, während sie heute ihre Arbeitzeit auf 30 Stunden begrenzt hat und bemerkt dabei wie wichtig es sei, den Mitarbeiter/innen Verantwortung zuzusprechen und Gelassenheit zu erlernen: „Es reicht den Umsatz wöchentlich nachzuschauen und nicht täglich“, so Frau Schulz-Rother. Es zeigt sich also dass Selbstständigkeit auch ein bisschen Flexibilität bieten kann. Dies unterstützt der Verleger Freitag, der an keine festen Ladenzeiten gebunden ist und seine Arbeit bei schönem Wetter auch mal auf den Sonntag verlegen kann. Trotzdem bleibt die Frage der Finanzierung? – Während Freitag betont, dass er mit seinem ersparten den Verlag gegründet habe und die Gründung selbst eher unkompliziert sei, erfordert die Gründung einer Buchhandlung ein Startkapital von mindestens 60.000 - 70.000 Euro, so Frau Schulz-Rother. Buchhändler Gulde hatte von Anfang an knapp kalkuliert um innerhalb von 3 Jahren die 60.000 Euro eines privaten Kredites abbezahlen zu können: „Im Endeffekt hat alles gut geklappt! Mein Ausbildungsbetrieb war ja bankrott gegangen, somit wusste ich wie es nicht geht.“ -Wie es geht, das machten die Insider dem Publikum deutlich: Ein guter Standort, die Kosten gering halten, nicht zu viele Bücher auf zu wenigen Quadratmetern platzieren, Veranstaltungen organisieren und Kooperationen eingehen um langfristig eine gute Nische zu finden!