Blog aus Abu Dhabi

Arabischer Booker Prize für den Ägypter Yusuf Ziedan

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Die Frankfurter Buchmesse bloggt in diesem Jahr live von der Abu Dhabi International Book Fair. Einige Beiträge können Sie auf boersenblatt.net in Deutscher Übersetzung lesen.
Schauplatz der zweiten Verleihung des International Prize for Arabic Fiction, auch bekannt als „arabischer Booker Prize“, war das exklusive Beach Rotana Hotel in Abu Dhabi. Der mit 50.000 US-Dollar dotierte Preis ging an den ägyptischen Autor Yusuf Ziedan für seinen zweiten Roman „Beelzebub“ – womit im zweiten Jahr des Preises bereits der zweite Ägypter ausgezeichnet wurde. Der Titel setzte sich gegen die Konkurrenz auf der Shortlist durch, auf der außerdem die folgenden Autoren vertreten waren: der Ägypter Mohammad Al-Bisatie mit „Hunger“, der Syrer Fawwaz Haddad mit „The Unfaithful Translator“, die Irakerin Inaam Kachachi mit „The American Granddaughter“, der jordanische Palästinenser Ibrahim Nasrallah mit „Time of White Horses“ sowie der Tunesier Habib Selmi mit „The Scents of Marie-Claire“.
„Beelzebub“, im Original „Azazeel“, ist eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Kampf der Religionen im Ägypten und Syrien des späten 5. Jahrhunderts – speziell zwischen Sufismus, Christentum und Heidentum. Von einigen Kritikern wurde der Roman im Vorfeld wegen eines zu kritischen Blicks auf das Christentum verurteilt.
Die Jury lobte die Fähigkeit des Autors, „eine moderne Geschichte in einem klassischen und zugleich originellen Stil zu erzählen“. Der Schriftsteller, der auch Philosophielehrer und Direktor der neuen Bibliothek Alexandria ist, bekannte, dass sein Stil sich stark am „arabischen Erbe“ orientiere und in der modernen arabischen Literaturszene derzeit einzigartig sei.
Während er einen übergroßen weißen Scheck in die Kameras hielt, sagte Ziedan, die Auszeichnung bestätige den literarischen Wert seines Buches, gerade auch vor dem Hintergrund der kontroversen Diskussion. Der Preis stelle einen Meilenstein in seinem Leben dar – und jetzt müsse er versuchen, sich noch zu übertreffen.
Mit dem Gewinn ist gewährleistet, dass „Beelzebub“ ins Englische übersetzt wird, finanziert von Sigrid Rausing, der Besitzerin des britischen Verlagshauses Granta. Die englische Ausgabe des ersten Siegertitels, „Sunset Oasis“ aus der Feder des ägyptischen Schriftstellers Bahaa Taher, soll im Sommer beim britischen Verlag Sceptre erscheinen.
Ahmed Ali Al Sayegh, Geschäftsführer der Emirates Foundation, die den Preis sponsert, ließ vor der Bekanntgabe des Gewinners durchblicken, dass seine Stiftung die Übersetzung weiterer Titel von der Shortlist unterstützen könnte. Außerdem seien Pläne zur Förderung von Kinder- und Jugendliteratur im Gespräch, was auf mögliche neue Auszeichnungen in diesen Kategorien hindeuten könnte.
Auf die Frage, ob die Welt noch einen weiteren Preis brauche, antwortete Jonathan Taylor, Vorsitzender der Booker Prize Foundation, Auszeichnungen wie diese erfüllten eine wichtige Funktion: „Sie überwinden den Widerspruch zwischen Bestseller und Meisterwerk, indem sie Letzteres in Ersteres verwandeln.“