Über die Flut von Reaktionen auf meinen Artikel im Börsenblatt vom 5. März 2009 (»Die ganz andere Buchhandlung«) war ich sehr überrascht: Fünf Rundfunkanstalten, sechs Zeitungsredaktionen, daneben viele Verleger, Autoren, Buchhändler, Architekten und Leser – weit mehr als 100 Interessierte meldeten sich bei mir, um mehr über mein Konzept zu erfahren.
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Ich hatte geschrieben, dass es in meiner Buchhandlung nur Bücher geben wird, die ich eigens auswähle und dann in bestimmten Sektionen ordne. Läuft das auf einen Kanon oder gar ein Diktat hinaus?, fragten viele. Nein, antworte ich, natürlich nicht! Ich denke nicht an einen Kanon unbedingt zu lesender Bücher, sondern an ein literarisches Projekt: Die Buchhandlung präsentiert die sich laufend verändernde »Kopf-Bibliothek« eines Schriftstellers und damit jene Bücher, die ich jeweils gerade lese und mit deren Hilfe ich nachdenke und arbeite. Zum großen Teil sind das Neuerscheinungen, die jedoch ergänzt werden durch viele ältere Titel. So entsteht innerhalb jeder Sektion ein eng miteinander verknüpftes Netz von Büchern statt eines beliebigen Sortiments.
Ein Beispiel aus dem Sektor »Wodurch man ein guter Leser wird«: Ich würde Alberto Manguels »Die Bibliothek bei Nacht« und »Eine Geschichte des Lesens« als Neuerscheinungen präsentieren, daneben aber würden auch Henry Millers »Die Kunst des Lesens« und Prousts »Tage des Lesens« stehen. Die »Kopf-Bibliothek« wäre also eine Kombination von Aktuellem und Klassischem – und würde damit genau so »arbeiten«, wie ein Hirn arbeitet, das ja neue Dinge nur begreift, indem es sich auf ältere bezieht.
Als eine solche »Kopf-Bibliothek« ist die geplante Buchhandlung keine Konkurrenz zu anderen, notwendigerweise ökonomisch denkenden Buchhandlungen. Sie ist vielmehr eine Mischung aus Kunst-Projekt (»Installation«) und »Literarischem Salon«, ein laufend sich erneuernder und sich umgruppierender »Kommentar zur Gegenwart«, in dem das literarische Gespräch rund um neue und alte Bücher intensiv und lebendig geführt wird. Deshalb sind die Notate und Reaktionen der Kunden, die ich auch im Netz veröffentlichen möchte, so wichtig: »Literarische Geselligkeit« ist das Stichwort! (Weshalb das Sortiment natürlich ebenfalls ins Netz gestellt und dort mit vielen Stichworten und Buch-Kommentaren präsentiert wird.)
Geld ist damit natürlich nicht zu verdienen, das aber ist auch gar nicht beabsichtigt. Ein solches Projekt arbeitet stattdessen mit vielen Freiwilligen und ist auf Sponsoren angewiesen. Die aber haben sich bereits in erstaunlicher Zahl gefunden, aus reiner Begeisterung, wie ja das ganze Projekt aus der puren Freude am Lesen und am Gespräch über Bücher entstanden ist.
Auch die Musik, die – meinem Konzept zufolge – im Hintergrund der Buchhandlung laufen soll, wird zu diesem Gespräch beitragen. Es handelt sich nämlich nicht um die vermutete »Musik-Berieselung«, sondern um Musik, die das Lese-erlebnis steigert. Und welche Musik so etwas warum tut, darüber kann man bei einem Glas Champagner (Welche Marke?, wurde ich gefragt: Ruinart Rosé zum Beispiel!) dann eben in Ruhe nachdenken ...
Was halten Sie von seiner Kopf-Bibliothek«?