Der Friede wird nicht lange halten, der Digital-Friede, den Verlage und Gerätehersteller mit dem Sortiment gemacht haben, um es am Umsatz mit E-Books zu beteiligen. Im Gegenteil: Der Wettbewerb um die E-Book-Kunden wird in Kürze entflammen, wenn Elektronik-Fachmärkte dem Buchhandel die Kunden abspenstig machen. Sie verhandeln bereits jetzt mit Reader-Produzenten wie Sony und haben ein Interesse daran, nicht nur die Geräte, sondern auch die Inhalte zu verkaufen.
Wer im Mediamarkt einen DVD-Recorder kauft, möchte auch die Scheiben dazu. Der Multimedia-Kunde will alles aus einer Hand: CDs, Games, DVDs, iPhones – und E-Books. Alle Hoffnung auf eine andere Entwicklung trügt. Wenn ein Produzent wie Sony eine Anfrage der Metro-Gruppe für beispielsweise 100 000 Sony Reader des Typs PRS 700 auf dem Tisch hätte, würde er im Ernst Nein sagen? Aus humanitären Gründen für eine Branche, die sich an den Status Quo klammert?
Künftig werden wir es mit einem geteilten Markt für Bücher zu tun haben: Gedruckte Werke werden zu einem großen Teil im stationären Sortiment verkauft, E-Books vorwiegend via Internet und sonst im Elektronik-Fachmarkt. Verlage wie Cornelsen und Langenscheidt bereiten gerade in großem Stil mit elektronischen Wörterbüchern, Reiseführern und Bildungsmaterialien den Einstieg in den digitalen Markt vor, weil sie die Veränderungen für die Buchbranche kommen sehen. Der Duden von morgen wird ein elektronischer, mobiler Allrounder sein – das Helferlein, das die Düsentriebs von morgen im Netz begleitet! Und die Ratgeberverlage werden es Duden gleichtun. Da hilft keine Webstuhl-Romantik!