Gespräch mit Lutz Wolff

»Wir sind alle im Übergang«

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der neue Leiter des DuMont Buchverlags über seinen Abschied von dtv, die Pläne mit DuMont, den Ruhestand und die Erwartungen des Mutterkonzerns DuMont Schauberg.
Sie waren mehrer Jahrzehnte bei dtv. Warum wechseln Sie jetzt zu DuMont?
Wolff: Die Gelegenheit einer Hardcover-„Zugabe“ nach meiner langjährigen Arbeit im Taschenbuch ist reizvoll. Dieser Anfrage konnte ich mich nicht entziehen. Und dann ist alles auch sehr sehr schnell gegangen.

Wann haben Ihr neuer Arbeitgeber und Sie erstmals miteinander gesprochen?

Wolff: Am letzten Freitag.

Zum allerersten Mal?
Wolff: Ja.

Dass Marcel Hartges zu Piper geht, ist schon länger klar.
Wolff: Ja.

Mithin gab es andere Kandidaten, mit denen eine Zusammenarbeit dann doch nicht möglich war...
Wolff: Das weiß ich  nicht.

Wie lange wollen Sie den Job machen?
Wolff: Die Vertragsbedingungen sind durchaus üblich.

Sie sind 65. Das ist ein Alter, wo man gemeinhin über den Ruhestand nachdenkt.

Wolff: Es gibt einfach Herausforderungen, die man auf jeden Fall annimmt.

Ihre Anstellung als Geschäftsführer erweckt den Anschein einer Interimslösung.
Wolff: Was ist keine Interimslösung? Wir sind alle im Übergang. Darüber mache ich mir keinen Kopf. Ich denke, dass ich einige Weichen stellen kann.

Ein Buch, wie das von Charlotte Roche, hätten Sie das verlegt?
Wolff: Als es da war, war ich begeistert von diesem Buch.

Halten Sie den Gedanken für richtig, dass ein Verleger vor allem der Verleger der Autoren seiner Generation ist?

Wolff: Es gibt verschiedene Rollen, die man einnehmen kann. Gegenüber jüngeren Autoren bin ich seit einigen Jahren eher in eine väterliche Rolle gerückt.

Dennoch, um Autoren zu entdecken, bedarf es einer Nähe, eines Zugangs zu deren Arbeit.
Wolff: Unser Lektor Jo Lendle ist in der deutschsprachigen Literatur hervorragend zu Hause.

Haben Sie mit Ihrem Vorgänger Marcel Hartges gesprochen?

Wolff: Selbstverständlich, vor einer Stunde.

Hat er Ihnen ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben.
Wolff: (lacht) Er war etwas in Eile, weil er an der Stelle, wo er jetzt arbeitet (Piper) gebraucht wird. Wir haben vereinbart, miteinander zu telefonieren.

Was sind die Erwartungen des Eigentümers?

Wolff: Dass wir ein literarisch hochwertiges Programm machen. Dass wir die Spitzenposition im Bereich der Kunst aufrechterhalten. Dass wir am Ende schwarze Zahlen schreiben, so wie jetzt auch.

Was werden Sie anders machen als Hartges?
Wolff: Ich sehe im Moment keine Notwendigkeit, entscheidend von der bisherigen Linie abzuweichen. Ich möchte zunächst erst einmal sicherstellen, dass die Kontinuität gewahrt bleibt.

Der Mutterkonzern, DuMont Schauberg, engagiert sich sehr stark im Zeitungsgeschäft. Wird die Unterstützung für den Buchverlag darunter leiden?
Wolff: Ich denke, dass die Synergieeffekte sehr zugunsten eines Buchverlags wirken können, sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch der öffentlichen Wahrnehmung.

Sie sprachen von einem Angebot, dass man nicht ablehnt. Waren Sie aus Mangel an solchen Angeboten so lange bei dtv?
Wolff: Ich habe mich dort immer sehr verankert gefühlt.

Das hat sich verändert?
Wolff: Ein Verlag muss sich verändern. Daran habe ich mitgewirkt.