Interview

"PDF wird dauerhaft am Markt präsent bleiben"

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Während E-Books im Publikumsmarkt meist als EPUB- oder Mobipocket-Datei verkauft werden, setzen die Fachverlage auf PDF. Interview mit Margarete Rathe, Mitglied der Gechäftsführung von Ciando. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Spezial Fachmedien vom 7. April.

Welche E-Book-Formate werden sich Ihrer Meinung nach durchsetzen?

Rathe: Formate, die sich am Markt durchsetzen wollen, müssen mehrere Kriterien erfüllen: Sie sollten erstens vom Verlag zu überschaubaren Kosten erstellt werden können, sie müssen zweitens sowohl für Belletristik als auch für Fachbücher geeignet sein und drittens einen Kopierschutz unterstützen.
Das PDF-Format erfüllt all diese Kriterien und wird deshalb dauerhaft am Markt präsent bleiben. Andere Formate wie Mobipocket oder EPUB werden sich dagegen aufgrund der schwierigen Erstellung von Tabellen und Abbildungen eher bei rein textbasierten Inhalte wie Romanen durchsetzen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das EPUB-Format? Ist es leistungsfähig genug?

Rathe: Das EPUB-Format erweist sich als recht komplex, wenn es um die Darstellung von Buchinhalten mit Tabellen, Grafiken oder Bildern geht. Entsprechend sind aktuell noch wenige Titel in diesem Format erhältlich. Ich gehe davon aus, dass es eher ein Übergangsformat für die nächsten zwei oder drei Jahre sein wird und dann von einem Nachfolgeformat abgelöst wird.

Ist die Formatvielfalt noch immer ein Hindernis für die E-Book-Vermarktung?

 
Rathe: Aktuell nehmen vor allem die Verlage die Formatvielfalt als Problem wahr. Sie sehen sich vor dem Hintergrund knapper Ressourcen mit der kostspieligen Entscheidung für ein Format konfrontiert. Der E-Book-Nutzer kann dagegen ganz pragmatisch vorgehen und tut dies in der Praxis auch: Er verwendet das Endgerät seiner Wahl und sucht sich hierfür die erhältlichen E-Books.
Wir selbst haben das in unserem Online-Shop wahrgenommen: Schon lange bevor es den Sony Reader in Deutschland gab, hatten sich Nutzer das Gerät aus den USA oder Großbri-tannien organisiert. Sie tauchten in unserem Shop auf, um sich Lesestoff zu organisieren. Diese Nutzer hat es dabei nicht sonderlich interessiert, welches Format das Buch hatte. Hauptsache es war verfügbar.

Welche Rolle wird XML als Basisformat spielen?

Rathe: Wir beobachten, dass große STM-Verlagshäuser zunehmend ihren Buchbestand in XML vorrätig halten. Dies bietet eine größere Flexibilität für die Konvertierung in andere Formate. Allerdings hat sich der Traum von der vollständig medienneutralen Datenhaltung bisher nicht vollständig erfüllt. Wenn neue Formate auf den Markt kommen, muss dann eben doch häufig noch manuell nachjustiert werden.

Wird es eine Konvergenz der Readersoftware geben in der Form, dass alle Reader alle wichtigen Formate wiedergeben können?

Rathe: Eine Entwicklung in diese Richtung ist bereits zu beobachten. So hat Amazon seine restriktive Haltung für das Kindle-Format bereits aufgegeben und beliefert nun auch Geräte aus dem Hause Apple. Gleichzeitig hat sich Adobe mit seiner Software weiterentwickelt und diese für den Vertrieb von EPUB-Dateien geöffnet.
Es gibt also wichtige Schritte in Richtung einer Konvergenz. Allerdings werden wohl auch in Zukunft noch neue Formate lanciert, so dass die Pluralität der Formate und Reader zunächst insgesamt erhalten bleiben wird.