Ausland

China holt Privatverlage aus der Grauzone

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
China will offenbar die Regeln für Privatverlage lockern: Wie die Financial Times Deutschland heute berichtet, rücke die Zentralregierung in Peking vom Monopol der staatlichen Verlagshäuser ab – und erlaube künftig auch Privatunternehmen, offiziell Bücher zu drucken. Nach 50 Jahren.

Die Maßnahme soll dazu beitragen, die Aktivitäten der Privatverlage zu legalisieren und die Grundlagen für eine wirtschaftlich überlebensfähige Branche schaffen. »Dies ist ein historischer Moment«, wird der Generalsekretär des China Private Book Industry Committee Xue Ye zitiert. »Seit den 50er Jahren hatte China darauf bestanden, dass alle Verlagsaktivitäten von staatlicher Seite durchgeführt werden.« Es sei zwar kein Schritt in Richtung der angestrebten verlegerischen Freiheit, so Xue. »Aber wir halten es dennoch für einen ersten Schritt in Richtung Rechtsstaatlichkeit im Verlagsbereich.«

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Privatverlage spielen in China längst eine zentrale Rolle, agierten jedoch lange Zeit in einer juristischen Grauzone. Auf legale Weise sei ihnen bislang allein die Produktion von fremdsprachigen Büchern erlaubt gewesen, so die Financial Times Deutschland. Chinesische Werke haben sie trotzdem auf den Markt gebracht  – auf Umwegen: Laut FTD würden chinesische Privatverlage pro Jahr umgerechnet bis zu 110 Millionen Euro ausgeben, um staatlichen Verlagen ISBNs abzukaufen oder von ihnen zu leihen.

Nach Recherchen der Frankfurter Buchmesse, deren Ehrengast China in diesem Jahr ist, gibt es in China 578 staatliche Verlage – 220 davon sind auf Ebene der Zentralregierung angesiedelt, 358 auf Provinzebene. Die Zahl privater Verlagshäuser liege bei etwa 10.000; eine wirtschaftlich bedeutende Größe hätten bislang 200 bis 300 erreicht.


Für ausländische Verlage habe der Kurswechsel keine Auswirkungen.