Wenn man bedenkt, dass das DAISY-Projekt bei Argon erst vor einem halben Jahr durchgestartet ist, ist das doch ein beeindruckender Erfolg. Die Argon DAISY Edition hat es geschafft, sich schnell auf dem Markt festzusetzen. Aber was macht diesen Mehrwert von DAISY eigentlich aus?
Zunächst einmal ist DAISY die Kurzform für Digital Accessible Information System. Das zu wissen, bringt uns allerdings auch nicht viel weiter. Und ich persönlich zähle überdies nicht zu denjenigen, die DAISY-Hörbücher besonders mögen. Obwohl viele den Standpunkt vertreten, dass DAISY das optimale Format für blinde und stark sehbehinderte Nutzer ist, werde ich damit nicht warm.
Denn um derartige Titel abspielen zu können, gibt es nun einmal nur zwei Möglichkeiten:
Erstens, ich höre mir die MP3-Dateien auf meinem Laptop an. Wenn ich ihn mit der nötigen Software ausstatte, die man kostenlos auf allen DAISY-Hörbüchern bekommt, dann kann ich dabei sogar eine Menge mehr machen, als den Roman nur linear ablaufen zu lassen. Denn DAISY-Hörbücher bieten, wenn man sie mit den entsprechenden Programmen anwendet, etliche Funktionen, mit deren Hilfe jeder DAISY-Titel seinem gewöhnlichen, physischen Pendant schon sehr nahe kommt. So hat der Hörer hier unter anderem die Wahl, in welcher Geschwindigkeit der Sprecher vorlesen soll. Auch kann er Lesezeichen setzen und etliche andere Funktionen nutzen, die ich Ihnen heute aber noch nicht vorstelle. Denn heute geht es erst einmal darum, dass ich mir zweitens ein entsprechendes Abspielgerät kaufen könnte: einen so genannten DAISY-Player. Und die Möglichkeiten der DAISY-Player scheinen beinahe grenzenlos zu sein. Aber diese Abspielgeräte sind auch teuer und außerdem längst noch nicht so kompakt wie ein Discman oder ein einfacher MP3-Player.
Da ich weder Lust habe mir so einen großen, schweren DAISY-Player zu kaufen noch meine Hörbücher bevorzugt über den Laptop abspielen lasse, kenne ich mich auf dem DAISY-Hörbuchmarkt nicht gerade gut aus. Dennoch schätze ich das Digital Accessible Information System. Und das nicht zuletzt deswegen, weil es „euren“ Buchmarkt mit „unserem“ verbindet. Ein DAISY-Hörbuch ist schließlich nicht nur für Blinde das Format, das dem physischen Buch, wie es die Sehenden lesen, am nächsten kommt. Vielmehr dürfte es auch für jeden Sehenden zu einem interessanten Erlebnis werden, sich einmal ein DAISY-Buch anzuhören.
Außerdem können DAISY-Titel durchaus auch über den stationären Buchhandel vertrieben werden. Und das ist doch der erste Schritt auf dem Weg, an dessen Ende der Bucheinzelhandel auch Werke im Sortiment bereit halten könnte, die für die Blinden barrierefrei nutzbar sind.
Erinnern Sie sich noch an die Vision, die ich Ihnen in meinem vorletzten Beitrag nahe gebracht habe? Könnte der stationäre Buchhandel nicht einfach ein paar DAISY-Titel ausstellen? Die sprechen nämlich jeden – oder zumindest fast jeden – an, der sich gerne einmal ein Hörbuch kauft. Angenommen, die Informationen, die die sehenden Kunden dem Buch mit wenigen Blicken entnehmen können, würden zudem auch in Brailleschrift ausliegen. Wäre es dann nicht gut möglich, auch die blinden Leser in den Kundenkreis einer Bucheinzelhlandlung zu ziehen? Viele Informationen wären jedenfalls nicht erforderlich, um uns Blinden so weit entgegenzukommen. Ich denke da zum Beispiel an Titel, Autor, Verlag, Spieldauer, Sprecher, kurze Inhaltsangabe u. a., die sich ohne Weiteres auf widerstandsfähiges Punktschriftpapier drucken lassen dürften. Und so könnte man mit kleinem Aufwand doch vielen eine große Freude machen.