Kommentar

Arroganz der Aggregatoren

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Was hat Google, Amazon, Ebay und andere Internet-Riesen groß gemacht? Der Wunsch von uns allen, grenzenlos informiert, beliefert, versorgt zu werden – überallhin, zu jeder Zeit, mit allem, was es gibt. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.
Mit jeder Suchanfrage, jeder Page-Impression, jeder Online-Transaktion haben Nutzer aus aller Welt dafür gesorgt, dass über Werbe­einnahmen Milliardenbeträge in die Kassen der großen Plattformen gespült wurden und werden. Das schier­ grenzenlose Wachstum hat aber auch eine Kehrseite: Es pervertiert das Verhältnis zu den Kunden und den ach so geschätzten Partnern im Handel. Statt wie Partner fühlen sich diese häufig wie Paria behandelt, wenn sie sich über mangelnden Service beschweren. Da verlaufen manche Initiativen wie die zur Verbesserung der Amazon-Katalog­daten im Sande. Stattdessen bietet Amazon Verlagen an, doch selbst ihre Titeldaten zu verwalten – gegen Geld, versteht sich. Dieses Verhalten hat schon Züge einer ausgeprägten Dickfelligkeit, wenn nicht gar Arroganz. Nach dem Motto: Ihr braucht uns, aber wir nicht unbedingt euch.

Oder nehmen wir Google, den großen Aggregator: Er stillt unseren Hunger nach Informationen und Buchinhalten und kann sich selbst dabei nicht bremsen: Über Jahre scannt er mit ungezügeltem Appetit Bücher ein, Copyright hin oder her. Nun, da sieben Millionen Titel in seiner Datenbank schlummern, wendet der Internet-Gigant einen zweistelligen Millionenbetrag  auf, um – durch den Buchsuche-Vergleich in die Schranken gewiesen – die Ansprüche geprellter Rechte­inhaber zu befriedigen. Und wird über Nacht zum größten E-Book-Anbieter aller Zeiten. Was macht die Branche? Das Beste draus, auch wenn es manchmal weh tut.