Hier findet sich auch die knapp siebentausend Bände umfassende Spezialbibliothek, wo das Herz des wissbegierigen Studenten alles von Handschriftenkunde bis Webdesign, von Exlibris-Bildbänden bis zu Börsenblatt-Jahrgängen Schwarz auf Weiß findet. Nach Hause tragen darf er die Werke aber nur in der vorlesungsfreien Zeit: Während des Semsters handelt es sich um eine reine Präsenzbibliothek.
Interessant und für das Selbstverständnis des Studiengangs erhellend: Die Bezeichnung lautet Buchwissenschaft (im Singular) in Abgrenzung zu anderen Studiengängen (bspw. Stuttgart), die sich als Buchwissenschaften (im Plural) explizit nicht als einheitliche Wissenschaft verstehen. Woraus dieses Einheitsfach in Erlangen besteht, ist anhand des Bachelor-Studienplans schnell erklärt: Eine Vorlesung führt in das Fach ein – von der Geschichte des Lesens über Strukturen des Buchmarktes bis zu Typographie werden hier auch Themen kursorisch behandelt, die später in eigenen Modulen vertieft werden – und wird ergänzt durch Seminare zu wissenschaftlichem Arbeiten und Theorien. Ein eigenständiges Modul behandelt die Geschichte des Lesens und führt die Bachelor-Studenten auch in die Hilfswissenschaft der Paläografie ein. Man darf also auch Schriftdetektiv spielen.
Je eigene Module widmen sich der Geschichte des Buchhandels und der aktuellen oragnisationssoziologischen Situation in der Branche. Allgemein kann man festhalten, dass das Studium stark darauf ausgelegt ist, den Studenten das Handwerkszeug für eine spätere Tätigkeit in einem Verlag, bei einem Barsortiment oder im Bucheinzelhandel zu vermitteln und die Inhalte deswegen sehr branchennah gehalten sind. Stark ökonomielastig wird das Ganze in einem Modul zur Buchwirtschaftslehre und rechtlichen Situation. Modernität beweist man mit zwei Modulen zur (theoretischen und praktischen) Buchtypografie – leider ohne hier das geniale Textsatzprogramm TeX von Donald Knuth zu erwähnen: man verlässt sich auf das proprietäre InDesign – und zum Electronic Publishing bzw. wahlweise Electronic Commerce. Bestandteil des Bachelor-Studiengangs ist – jedenfalls, wenn als Erstfach studiert – auch ein Praktikum in einer "Einrichtung der Buchbranche". Den knapp 150 Bachelor-Studenten steht eine Gruppe von knapp 200 Studenten des "alten" Magisterstudiengangs gegenüber. Dieser behandelt im Grunde die gleichen Inhalte, lässt aber mehr Freiheit in der individuellen Vertiefung und Schwerpunktsetzung.
Das reichhaltige studentische Leben und die Möglichkeiten des Engagements präsentieren wir euch in einem eigenen Artikel.