Börsenverein

Jetzt auch mit Gütesiegel

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der Landesverband Rheinland-Pfalz tagte gestern vor malerischer Fachwerkkulisse im Weinstädtchen Alzey – doch manches Thema, das dabei zur Sprache kam, trägt nicht gerade zu buchhändlerischer Alltags-Idylle bei. Ärgernis hoch drei: Die neue Verpackungsordnung.

Die sorgt durch ihren Anschlusszwang an ein duales System bei vielen Buchhändlern zur Zeit für Verwirrung – zumal die verschiedenen Anbieter offenbar sehr unterschiedliche Preisgefüge haben. "Ab Sommer sind die Ordnungsämter berechtigt, in Geschäften Kontrollen durchzuführen – und was mache ich dann?", fragte nicht nur Buchhändlerin Elisabeth Adam aus Bad Ems. LV-Geschäftsführer Klaus Feld will die Mitglieder demnächst via Rundschreiben mit aktuellen Informationen versorgen und weiß bereits aus diversen Telefonaten: »Der Ärger im Sortiment über die Neuregelung sitzt tief". Ein Infoblatt ist als Download abrufbar unter www.boersenverein.de/intern.

Gastgeber der Tagung war die Buchhandlung Machwirth in Alzey, die erst ihren Veranstaltungssaal im ersten Stock zur Verfügung stellte und dann im begrünten Innenhof zu einem Gläschen Sekt aus dem städtischen Weingut einlud. Inhaberin Susanne Arnold ist Schatzmeisterin des Verbands – und konnte den Mitgliedern, anders als im Etatansatz gedacht, ein positives Jahresergebnis präsentieren (knapp 3000 Euro). Der Grund: Die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen flossen etwas üppiger als gedacht. Für 2009 kalkuliert der Verband wieder vorsichtig – und rechnet mit einem leichten Minus von knapp 5.000 Euro.

Außerdem wählten die Mitglieder in Alzey ein Vorstandsmitglied nach: Cornelia Layaa-Laulhé von der gleichnamigen Buchhandlung in Cochem gehört jetzt neu zum Gremium. Grünes Licht gab die Runde für das neue Konzernwahlrecht des Börsenvereins – mit drei Gegenstimmen (bei 13 Ja-Stimmen und einer Enthaltung) wollte die rheinland-pfälzische Basis aber durchaus ein Rest-Unbehaben zum Ausdruck bringen. Auf den Weg brachten die Mitglieder außerdem ein Gütesiegel zur Leseförderung nach bayerischem Vorbild. Das Kultusministerium muss dafür allerdings erst noch mit ins Boot geholt werden.

Während die Vorsitzende Annette Nünnerich-Asmus vor allem von der Börsenvereins-Arbeit auf Bundesebene und dem Einsatz fürs Urheberrecht berichtete, ließ Klaus Feld das Jahr im Landesverband Revue passieren - darunter ein Preisbindungsstreit mit der Firma Fachbuch Holzer um unerlaubte Nachlässe für ein Schulungszentrum des DGB. Außerdem gibt es laut Feld in Rheinland-Pfalz Elterninitiativen für eine Lernmittelfreiheit. Der Vorstand des Landesverbands hat demnächst einen Termin beim Kultusministerium: »Dabei wollen wir noch einmal ganz deutlich machen, dass wir voll und ganz hinter dem Gutscheinsystem stehen, wie es zur Zeit praktiziert wird«, so Feld.

Zu den Referenten auf der Gästeliste gehörte Holger May, Business-Development-Manager bei der BAG. Er warb für die neue Online-Plattform www.bag-abrechnung.de, die viele Vorgänge vereinfachen soll, erläuterte das geplante Zahlungsclearing für das E-Book-Angebot bei libreka!. Ganz praxisnah auch der Vortrag von Thomas Brausch, früher bei Interbook in Trier und jetzt Existenzgründer in Schweich an der Mosel. Zusammen mit seiner Frau eröffnet er dort am 28. Mai sein Geschäft "Die Buchhändler". Seinen Kollegen gab er in Alzey Tipps rund um Werbung und Kundenorientierung: Wer seine Kundengruppen besser kennen lernen will, sollte zum Beispiel Aktionstische für verschiedene Sinusgruppen dekorieren – und den Verkauf entsprechend analysieren. Und was die Filialisten machen, können die Kleinen schon lange: »Rufen Sie Ihren eigenen Independent-Day ins Leben, laden Sie Regionalverlage zu einem Präsentationsabend mit Publikum ein«, rät Brausch. Denn: »Hugendubel ist Hugendubel, Thalia ist Thalia. Aber Ihre Buchhandlung gibt es nur einmal – geben Sie ihr ein eigens Gesicht«.