Fachbuch

Das Fachbuch kann nur in crossmedialen Umgebungen überleben

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Die Zukunft des Fachbuchs ist heute Thema einer Konferenz auf dem Kongress der Deutschen Fachpresse. Klare Tendenz: das gedruckte Fachbuch verliert an Bedeutung, verändert seinen Charakter, aber kann innerhalb crossmedialer Umgebungen spezifische Vorzüge ausspielen.

In seinem Eröffnungsvortrag zur Konferenz Fachbuch warf Verleger Matthias Ulmer einen Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen, die der Medienwandel haben wird. Mobile Anwendungen, auf die man immer und überall zugreifen kann, werden unseren Alltag - auch am Arbeitsplatz - bestimmen und auch das Kundenverhalten im Fachbuchmarkt verändern.

Aufgabe der Fachverlage ist es, auf diese Entwicklung zu reagieren und den Kunden die Medien zu bieten, die sie brauchen. Harald Henzler, Geschäftsführer des WRS Verlags (Haufe Mediengruppe), skizzierte zunächst die aktuelle Situation der Fachmedien. Für ihn gibt es keinen klar umrissenen Kanon mehr im Fachbuch, sondern eine wachsende Differenzierung an Inhalten. Die Nutzer erwarten einen immer schnelleren Zugriff auf aktuelles Wissen, so dass aktuelle, mit anderen Medien oder Plattformen vernetzte Online-Datenbanken unentbehrlich werden. Das gedruckte Fachbuch verliert aber nicht seine Berechtigung, sondern bietet auch künftig weitere Vorteile: Es ist leicht zu gebrauchen, es fördert Konzentration und Versenkung in ein Thema, und es zeigt auf einen Blick, was den Leser an Inhalt und Umfang erwartet. In einem crossmedialen Konzept sollte es mit einer Online-Präsenz verknüpft werden.

Dagmar Stehle präsentierte für Wiley-VCH eine neue Lehrbuchgeneration, die sich nahtlos in E-Learning-Umgebungen integrieren lässt. Mit Hilfe der E-Learning-Anwendung WileyPlus lassen sich Lehrbuchinhalte so in ein Kursprogramm verwandeln, dass Wissensvermittlung, Aufgaben, Animationen (zum Beispiel Videos) und Präsentationen miteinander verknüpft werden. Bisher bietet Wiley-VCH vier Lehrbuch-Kurseinheiten für den deutschen Markt, in den USA gibt es bereits 150 WileyPlus-Titel. Der Kauf eines WileyPlus-Programms schließt das Printlehrwerk ein. Für die Zukunft rechnet Dagmar Stehle damit, dass Lehrbuchinhalte gesplittet und individuell kombiniert angeboten werden. Das klassische Lehrbuch könnte durch universitätseigene Angebote (Skripte, Kursmodule) verdrängt werden.