Fachmedien werden gebraucht - wenn Sie genau das bieten, was der Kunde für seinen Workflow benötigt. "Da gibt es nur eine Regel", meint Katja Kohlhammer, Inhaberin der Konradin Mediengruppe, "man muss den Kunden regelmäßig fragen." Aus diesen Gesprächen erfahre man aber noch nicht, was der Kunde braucht. "Das habe ich gelernt zu unterscheiden."
Heinz Weinheimer, Chef bei WEKA Business Information, hat gute Erfahrungen mit Usability-Tests gemacht: "Wir haben durch eine einseitig durchsichtige Glasscheibe Testkunden zugesehen, wie sie ein Online-Produkt nutzen. Der Erkenntniswert war riesig, ich kann nur jedem empfehlen, so etwas zu machen."
Hat das Modell Paid Content eine Zukunft? Publikumsverlage haben damit eine Bauchlandung hingelegt. Fachverlage fahren hingegen gute Umsätze mit Bezahl-Inhalten ein. "Wir glauben an diese Umsatzvariante", meint Heinz Weinheimer, "allerdings heißt Paid Content für uns nicht Einzeldownload, sondern das gute alte Abomodell." Seine Kunden seien durchaus bereit, online etwas das gleiche Geld zu bezahlen wie in Print. Allerdings: Qualität liegt für Weinheimer nicht nur im Content, sondern darin, ob der Inhalt als Lösung für ein Kundenproblem taugt.
Und weil Kundenprobleme selten eindimensional, sondern komplex sind, muss es auch das Angebot sein: "Einfache Informationen sind kein Geschäftsmodell mehr", merkt Karl-Peter Winters an, Geschäftsführer beim Verlag Dr. Otto Schmidt und Vorsitzender des Verlegerausschusses im Börsenverein. Geld verdient werde mit integrierten Informationspaketen, die alle notwendigen Medienkanäle umfassen: Print, Online, Datenbanken, Mobile.
Stefan Rühling, Geschäftsführer bei Vogel Business Media, weist auf einen wichigen Vorteil von Fachmedien hin: "Wir haben natürliche Communities, die wir auch kennen." Diese Communities müssten sich andere Medien erst hart erarbeiten.
Wie wird Print in die Produktfamilie integriert? "Wir machen 98 Prozent unseres Umsatzes mit Print", meint Detlef Koenig, Verlagsleiter beim Verlag für die Deutsche Wirtschaft. "Insofern bleiben wir gelassen." Dagegen kontert Weinheimer: "Ich kann nur dringend davor warnen, dass wir uns zu sehr auf Print konzentrieren." Vieles im Print werde aufgrund veränderter Nutzungsgewohnheiten sterben, wie etwa die Lose-Blatt-Sammlung, der Weinheimer noch "zehn bis zwölf Jahre" gibt. Dafür müssten neue Umsatzquellen aufgetan werden. Applaus aus dem Publikum.
Am Ende der Konsens, dass Fachmedien als Dienstleister für eine spezialisierte Zielgruppe selbstbewusst in die Zukunft blicken können - wenn auch die Art, wie man die Kunden bedient, komplexer wird.
Der Kongress Deutsche Fachpresse bietet an zwei Tagen mehr als 50 Vorträge und Podiumsdiskussionen. Heute stehen die Themen Fachbuch und Fachcontent, digitale Verlagsprodukte, Anzeigenmarketing und ein Workshop Betriebswirtschaft auf dem Programm.