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"Sozgorod" – Städtebautheorie in der frühen Sowjetunion

22. Mai 2009
Redaktion Börsenblatt
1930 legte Nikolai Miljutin mit "Sozgorod" eine alsbald verbotene Vision einer marxistisch geprägten Stadt- und Lebensgestaltung vor. Bei DOM publishers ist eine kommentierte Faksimile-Ausgabe erschienen.

"Sozgorod" (Die sozialistische Stadt) kam 1930 im Staatlichen Verlag (Moskau und Leningrad) der Sowjetunion heraus. Die Orientierung an westlichen Entwurfsideen, vor allem aber seine Forderung nach dezentralisierten Großstädten machten Nikolai Miljutin (1889–1942) in der jungen Sowjetunion zum unfreiwilligen Staatsfeind und "Sozgorod" sofort zur verbotenen Lektüre. "Seine Unvereinbarkeit mit den Prinzipien der stalinistischen Architektur, die nach 1932 in der UdSSR galten, bewirkte, dass das Werk aus den öffentlichen Diskussionen der Fachwelt verschwand" (Kommentar). Heute existieren weltweit nur noch einige wenige Originale der legendären ersten Auflage. Die Faksimile-Ausgabe von DOM publishers – das russische Original und die erste deutsche Übersetzung direkt aus dem Russischen in zwei Bänden – macht das Werk Miljutins nun wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

Der Kommentar von Herausgeber Dimitrij Chmelnizki befasst sich mit Leben und Werk Miljutins vor dem Hintergrund der sowjetischen Geschichte und behandelt Rezeption und Übersetzungen im Ausland.

Nikolai A. Miljutin: Sozgorod. Probleme des Planens sozialistischer Städte. Grundlegende Prinzipien bei der Planung und beim Bau von Siedlungen in der UdSSR. Faksimile-Ausgabe. Zwei flexible Leinenbände im Schuber. Berlin: DOM publishers, 2008, 84 und 128 Seiten, 94 Abb., russisch und deutsch, 58 Euro, ISBN 978-3-938666-50-0