Ein buntes, kurioses Programm
Um dem Tag des Buches mit einem angemessenen Programm zu begehen, holen sich viele Veranstalter der Branche bevorzugt prominente Vorleser ins Boot. Doch was bringt einem Text eigentlich ein prominentes Gesicht bei einer Lesung? Nicht besonders viel, weil nur auf die Person und nicht mehr auf das Buch geachtet wird. Das war bei BeeB anders. Der Fokus lag eindeutig auf den Texten, in deren Dienst sich die Vorleser stellten und sie somit gekonnt zum sprechen brachten. „Wir können hier leider keine Rosen und Bücher verschenken, aber wir schenken euren Lieblingsbüchern eine Stimme“, leitete Daniel Rothenbücher, Student der Buch- sowie Theater- und Medienwissenschaft, den Abend feierlich ein. Die Idee zu der Veranstaltung entstand dabei ganz spontan – warum nicht anstelle eines Improvisationstheaters einmal eine „Improlesung“ ausprobieren! So lag ein weiterer Reiz der Lesung vor allem an der kuriosen Zusammenstellung der mitgebrachten Bücher, die vor dem Beginn bei den Vortragenden abgegeben werden konnten. So wusste im Voraus keiner genau, womit man zu rechnen hatte – weder der Besucher noch der Vorleser selbst. Spontaneität und Flexibilität waren also gefordert, und eine Portion Aufgeschlossenheit mussten die Zuhörer mitbringen, wenn es darum ging, z.B. von einem Kochbuch der 60er Jahr über einen Groschen-Bergroman bis zu Walter Benjamins literarischen Ergüssen während eines Haschisch-Rausches zu wechseln. Das Ganze wurde zwischendurch mit kurzen Weisheiten Flauberts gewürzt. Die schweren schwarzen Ledersessel in der Lounge des Wheelers-Pub, die dunkelroten Samtvorhänge, die Bücherregale, das gedimmte Licht sowie Snacks und Getränke trugen ihren Teil zur besonderen Atmosphäre bei. Obwohl es sich um ein abendfüllendes Programm mit zwei Pausen handelte, war die Lesung sehr kurzweilig – ein Beweis dafür, wie gerne Menschen auch heute noch zuhören.
Überzeugende Leser statt prominentes Aushängeschild
Das Engagieren von Prominenz mag zwar eine gute Marketingmaßnahme sein, doch vermittelt und überträgt eine gute Vorlesestimme (in diesem Fall vor allem Daniel Rothenbüchers), die das Buch zum Wirken bringt, viel eher echte Freude am Text. Das darf zugleich als Aufforderung verstanden werden, keine Scheu davor zu haben, eine solche Veranstaltung zu wagen, da sie vor allem eines macht – nämlich Spaß!