Kommentar

Hertie schließt, Woolworth ist insolvent, Karstadt verhandelt mit Kaufhof

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Es rumpelt und kracht an allen Ecken: Hertie schließt, Woolworth ist insolvent, Karstadt verhandelt mit Kaufhof um eine Zusammenführung in der Deutschen Warenhaus AG. Dass die Kaufhaus-Landschaft derzeit so durchgerüttelt wird, hat verschiedene Ursachen. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Zum einen gibt es zu viele dieser Gemischtwaren­läden. Gemessen an ihrem Marktanteil von drei Prozent am Einzelhandelsumsatz, ist eine Flächen­bereinigung dringend notwendig.

Außerdem wurde vielfach über­sehen, dass sich die Ansprüche der Kunden verändert haben. Das muffige Ambiente, das in manchen dieser sogenannten Konsumtempel noch vorherrscht, verführt nicht unbedingt zum Kauf. Ein klares Konzept lassen manche Waren­häuser vermissen.
Und warum soll es eigentlich viele verschiedene Betreiber geben? Der Blick ins europäische Ausland zeigt, dass es dort teilweise nur einen gibt, der sich durchgesetzt hat, wie etwa die Galeries Lafayette in Frank­reich.

Trotz aller Schelte darf aber nicht vergessen werden, dass die Kaufhäuser in den meisten Städten essenziell zur Belebung der City beitragen. Ihr Verschwinden bleibt nicht ohne Folgen für den übrigen Einzelhandel, vor allen Dingen bei der Passantenfrequenz. Um nun adäquate Nachfolgeformate zu finden, ist das Entgegenkommen der Lokalpolitik gefragt. Sie muss sich eventuell auf Kompromisse einlassen, will sie dauerhafte Leerstände vermeiden. Ein Supermarkt mit Parkhaus in 1-a-Lage? Was heute nicht gern gedacht wird, könnte morgen schon die Rettung sein. Denn das Gewitter wird Spuren hinterlassen.