Die Straßen Kölns sind am Pfingstsonntag nahezu ausgestorben. Nur um den Domplatz drängen sich die Touristen, um ein Foto zu schießen und sich dann in den umliegenden Gassen zu verlaufen. Den Weg zum Stadtmuseum und damit zu den 4. Kölner Antiquariatstagen, obschon nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, findet kaum jemand. Die Veranstaltung ist ein Geheimtipp – wenn auch unfreiwillig. Ein bescheidenes Plakat in einem Schaukasten vor dem Museum und ein handgeschriebenes Schild weisen auf die zweitägige Messe hin. Dem Rest der Stadt bleibt das Ereignis verborgen.
Bei 27 Ausstellern hat der Besucher zwar nicht unbedingt die Qual der Wahl. Im Vergleich zur Cologne Fine Art & Antiques im November letzten Jahres sind die Antiquariatstage für Bücherfreunde aber vielleicht sogar interessanter. Das vielseitige Angebot, die ausgewogene Preisspanne bei den Büchern und der Charme der Improvisation machen die Messe jedenfalls zu einer Veranstaltung ohne elitären Standesdünkel.
Allein, das Publikum fehlte. War der Auftakt am Samstag in den ersten Stunden noch recht schwungvoll, wollte sich ein steter Besucherstrom doch nicht einstellen. Am Sonntag schließlich war die Besucherzahl besonders unbefriedigend. So zeigte sich der Großteil der Antiquare enttäuscht. Als Gründe für die geringe Resonanz der Messe machten die Aussteller im Wesentlichen zwei Umstände aus: zum einen sei der Pfingsttermin ungünstig gewählt. Zum anderen lasse die Öffentlichkeitsarbeit zu wünschen übrig. Einladungen seien durch den Veranstalter verspätet und erst auf Nachfrage an die Aussteller weitergegeben worden. Die Presse sei nicht eingeladen worden und die Plakatierung in der Stadt habe man ebenfalls unterlassen.
Ulrich Heider, Antiquar in Köln und Organisator der Veranstaltung, räumte ein, der Termin sei ungünstig. Die nächsten Antiquariatstage sollen daher im September stattfinden. Hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit zeigt Heider sich hingegen skeptisch und verweist auf eine Werbeaktion, die beim Onlineportal Abebooks gestartet wurde, aber keinerlei Erfolg beschert habe. Die Werbemaßnahmen im Umkehrschluss derart zu vernachlässigen, scheint jedoch ebenfalls kein probates Mittel. Vielleicht sollte man stattdessen lieber über eine Verstärkung des Managements nachdenken. So erklärte Anke Ahle vom Antiquariat Peter Ibbetson aus Bergisch Gladbach, man sei durchaus bereit, eine höhere Standgebühr zu akzeptieren, wenn dafür eine professionellere Organisation geboten würde.
Dass die Veranstaltung für die rheinische Antiquariatslandschaft dennoch eine Rolle spiele, betonte man beim Düsseldorfer Sternverlag. Wie sonst, wenn nicht über den direkten Kontakt, könne man den Nachwuchs für antiquarische Bücher interessieren. Und bleibt die Kundschaft aus, kauft man eben das eine oder andere Buch beim Kollegen. Ein tragfähiges Zukunftsmodell ist das freilich nicht.
Johanna Herzing