Gewöhnlich denke ich bei diesem Begriff zuerst an gewisse Reizwörter wie "Schloßbibliothek", "Dachbodenfund", dann an ellenlange Beschreibungen – meist Patchwork kopierter Fragmente aus mehr oder weniger einschlägigen Quellen und Wikipedia –, die alles sagen, aber wenig bis fast nichts zum Thema selbst, nur den Zweck erfüllen, Google mit möglichst zahlreichen Suchwörtern zu versehen – eine Methode, die längst bei den 'professionellen' Buchplattformen angelangt ist.
Aber am offensichtlichsten, das will ich bei dieser passenden Gelegenheit einfach mal so in den Raum stellen, wird der Ebay-Stil an den eingestellten Photographien. Man bemüht sich, anschaulich und lebendig zu sein, immer vor den inneren Augen das Bild eines Halbgebildeten oder Analphabeten tragend, der womöglich von Büchern keinen blassen Schimmer hat.
Das Buch, das unbekannte Wesen.
Wie groß mag es sein: Apfel daneben, jeder weiß, wie groß ein Apfel ist; oder für die Raucher: Feuerzeug daneben, jeder weiß, wie hoch ein Bic ist. Für die Maßnehmer unter den Einstellern tut es vielleicht mal ein Zollstock, aber das ist schon ein Grad von Abstraktion, der selten erreicht wird.
Ein anderes ist es, die Dinge möglichst 'lebendig' erscheinen zu lassen. Bücher sind meist rechteckig. Dem wird abgeholfen, indem sie aus schrägem Winkel in das Objektiv schauen müssen, das Rechteck wird perspektivisch zum Trapez oder gleich zu einer beliebigen geometrischen Figur mit vier Seiten verunstaltet, die – deform'd, unfinish'd, sent before its time – von der eigentlichen Botschaft wenig erkennen läßt: Schrift entläuft kleiner werdend und sich dem Betrachter entziehend in den Fluchtpunkt wie die Titel der Starwars-Filme, Einbandornamente verkürzen sich und lachen spöttisch über die Intention ihres Gestalters.
Wird das alles auf dezent gewelltem Tischtuch – man sollte einfarbiges vorziehen, Muster erschlagen optisch das Buch – präsentiert, ist die surreale Komposition beinah vollkommen: Buch begegnet Bic auf Brokatdecke. Die Zeiten sind einfach so, sie haben sich geändert. Wer das nicht nachvollziehen mag, der lebt in der Vergangenheit.
Rainer Friedrich Meyer