Mit dem Bernwardpsalter konnte 2007 eine Handschrift von überragender kulturhistorischer Bedeutung für die Herzog August Bibliothek erworben werden. Der Psalter wurde Anfang des 11. Jahrhunderts wie drei weitere Hildesheimer Prachthandschriften von Bischof Bernward in Auftrag gegeben und mit Schmuckinitialen und ursprünglich wahrscheinlich drei ganzseitigen Miniaturen versehen. Das Michaeliskloster besaß jedoch nicht nur prachtvoll illuminierte Handschriften, sondern auch eine umfangreiche Bibliothek, von der heute weltweit verstreut noch über 60 Text-Handschriften erhalten sind. Bereits der Biograf Bernwards sprach von "libri divini et philosophici", von Büchern für den liturgischen Gebrauch und für das Studium.
Für das an der Herzog August Bibliothek 2008 begonnene Projekt ergeben sich daraus verschiedene Forschungsansätze, die in dem Werkstattgespräch vorgestellt werden sollen: Wurde der Bernwardpsalter von Anfang an für St. Michael oder zunächst für den Dom von Hildesheim ausgeführt, für das Chorgebet oder für das private Gebet? Wo wurden die Prachthandschriften, wo die Texthandschriften des Michaelisklosters aufbewahrt? Wie sah der Bestand an Texthandschriften in der Frühzeit des Klosters oder der Studienbibliothek im Spätmittelalter aus? Welche geistesgeschichtlichen Strömungen lassen sich an den erhaltenen Handschriften ablesen?
Monika Müller studierte an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Università degli Studi di Urbino Kunstgeschichte sowie lateinische und italienische Philologie. 2005 wurde sie in Tübingen mit einer Arbeit über eine Benediktinerkirche am Comer See promoviert. 2006/2007 war sie für die quellentextliche Forschung in einem DFG-Projekt über romanische Kreuzgänge verantwortlich. Seit August 2008 bearbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herzog August Bibliothek das Projekt "Erforschung des Bernwardpsalters und der Bibliotheksgeschichte von St. Michael in Hildesheim".
