Ernst Klett AG

»Zweites Standbein zur Finanzierung von Wachstumsfeldern«

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Worin die Vorteile einer Unternehmensanleihe gegenüber anderen Finanzierungsinstrumenten liegen, erläuterte Klett-Finanzvorstand Arthur Zimmermann bei der Bilanzpressekonferenz der Klett-Gruppe im Frankfurter Presseclub. Wie auf boersenblatt.net berichtet, gibt Klett ab 15. Juni 2009 eine Privatanleihe in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro aus – das »Bildungswertpapier II«.

Grund für die Unternehmensanleihe seien nicht die im Zeichen der Finanzkrise verschärften Bedingungen für die Vergabe von Bankkrediten. Mit einer Kreditfinanzierung von Projekten durch Banken habe Klett kein Problem. Es gehe vielmehr um »die Etablierung eines zweiten Standbeins zur Finanzierung von Wachstumsfeldern« – zu denen Zimmermann vor allem die Erwachsenen- und Weiterbildung, aber auch das Sprachenprogramm zählt.

Eine Anleihe bei privaten Investoren sei deshalb sinnvoll, weil viele private Anleger »derzeit fast vergeblich auf der Suche nach attraktiven Investitionsmöglichkeiten« seien, so Zimmermann. Das Segment der Unternehmensanleihen genieße hingegen zur Zeit eine gute bis mittlere Bonität. Kein Wunder also, dass »in den ersten Monaten dieses Jahres am Euro-Markt Inhaberschuldverschreibungen mit einem Volumen von rund 82 Milliarden Euro« emittiert worden seien, so der Klett-Finanzvorstand.

Genau genommen handelt es sich beim Bildungswertpapier II um eine Inhaber-Teilschuldverschreibung. Mit der Ausgabe des Wertpapiers zum Festzins von jährlich sieben Prozent begibt sich Klett in die Schuldnerposition und verpflichtet sich, dem Erwerber der Schuldverschreibung die von ihm geliehene Geldsumme nach Ablauf der Laufzeit auszuzahlen. Ein Anleger, der etwa 50 Kupons der Teilschuldverschreibung im Gesamtwert von 50.000 Euro zeichnet, hätte also am 15.6.2014 einen Anspruch auf Auszahlung des ursprünglichen Betrags plus der im letzten Jahr der Laufzeit angefallenen Zinserträge in Höhe von 3.500 Euro. Die übrigen Zinszahlungen erfolgen jeweils zum 15.12. eines Jahres, erstmalig am 15.12.2009. Die Zinsbeträge werden nicht wieder mitangelegt und erhöhen demnach nicht die Einlagesumme. Ausgabepreis und Rückzahlungspreis der Schuldverschreibung bleiben also gleich (jeweils 100 Prozent).

Bei der ersten Schuldverschreibung, dem Bildungswertpapier I, kam es zu vorzeitigen Rückrufen von Anlegern, sagte Zimmermann in Frankfurt. Bisher habe man von den insgesamt 30 Millionen Euro elf Millionen zurückgezahlt. Die verbleibenden 19 Millionen Euro werden am 1.2.2010 fällig.

Im Übrigen will Klett auch den Altanlegern die Möglichkeit bieten, ihre Teilschuldverschreibungen auf das Bildungswertpapier II zu übertragen. Dafür gibt es ein gesetzlich geregeltes Verfahren – den sogenannten Wandlungsprozess – , der diese Übertragung möglich macht. In diesen Fällen würde sich für Klett der Zeitpunkt der Rückzahlung auf den 15.6.2014 verschieben.

Inzwischen haben sich nach Angaben von Klett auch Banken bei der Verlagsgruppe erkundigt, ob sie das Anlagepapier auch ihren Kunden anbieten könnten. Die genauen Ausgabebedingungen sind dem angekündigten Verkaufsprospekt zu entnehmen, der derzeit noch von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) geprüft wird. Die Freigabe des Wertpapiers erwartet Klett bis zum kommenden Montag. Dann soll auch der Prospekt zum Download auf der Website der Klett-Gruppe bereitstehen.

Wie jede andere Anlageform ist auch die Inhaber-Teilschuldverschreibung nicht ohne Risiko. Arthur Zimmermann hob zwar den finanziell untadeligen Ruf des Unternehmens als »Garant für Stabilität« hervor und verwies auch auf die guten Erfahrungen mit der Mitarbeiterbeteiligung im eigenen Unternehmen (Gesamteinlage: zehn Millionen Euro), aber sollte es dennoch einmal zu einer Schieflage im Unternehmen kommen, könnte dies im schlimmsten Falle den Totalausfall der Gläubigerforderung (also der vom Anleger gezeichneten Kupons) bedeuten. Einen Sicherungsfonds wie für Bankeinlagen gibt es für Schuldverschreibungen nicht.

Klett rechnet damit, dass die neue Anleihe innerhalb kürzester Zeit gezeichnet sein wird. Erste Zahlen werden vermutlich am kommenden Dienstag vorliegen.