AKEP-Jahrestagung 2009

"Die Flughöhe wird niedriger"

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Welche Auswirkungen hat der E-Book-Hype in den USA auf Deutschland? Wo liegen die Unterschiede? Fragen, denen die Teilnehmer der AKEP-Jahrestagung in einem von Frank Sambeth und Tilmann Michaletz moderierten Workshop am Nachmittag nachgehen.

Tilmann Michaletz brachte die Situation in Deutschland thesenartig auf den Punkt: 1. der Online-Buchhandel profitiert vom E-Book-Geschäft, wenige Player beherrschen den Markt; 2. die Titelflut in Deutschland verschlechtert die Kostensituation kontinuierlich, Durchschnittsauflagen und Renditen sinken, Topseller nehmen zahlenmäßig ab; in den USA geht der Titel-Output zurück, nicht nur wegen der Wirtschaftskrise. Das E-Book könnte zur Kostenfalle für Verlage werden.

These Nummer 3: immer mehr Autoren nutzen Internet und E-Book, um im Selbstverlag zu publizieren. Bürgerjournalismus in Blogs und Communitys (Twitter) drängen den professionellen Journalismus und das Tageszeitungsgeschäft zurück. "Das Web 3.0", so Michaletz, "wird zur Kostenfalle für Verlage".

In der Diskussion wurde auf die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in verschiedenen Marktsegmenten hingewiesen. Während Lehrbücher schneller durch E-Books verdrängt werden könnten (wie die Initiative des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger beweist), dürfte das Veränderungstempo in der Belletristik erheblich geringer sein.

Frank Sambeth ist sich sicher, dass die Titelproduktion sinken wird: "Die Flughöhe wird niedriger."

Ernst-Peter Biesalski von der HTWK Leipzig sieht das Problem nicht bei der Titelproduktion, sondern bei den Kunden. "Wenn wir nicht die neuen Zielgruppen mit unseren Produkten erreichen, nützt die ganze Diskussion um mehr oder weniger Titel überhaupt nicht."

Immer mächtiger wird der Online-Buchhandel: der Konditionendruck auf die Verlage wächst, das E-Book-Geschäft wächst überproportional im Vergleich zum übrigen Sortiment. Allein Amazon erzielte 2008 einen Buchumsatz von mehr als 1,3 Milliarden Euro.

Die Befürchtung, auch aus dem Publikum geäußert: dass wenige Player den Online-Buchhandel und das E-Book-Geschäft beherrschen werden. Eine Welt, in der vielleicht jedes zweite Buch von Amazon und Google verkauft wird? Ein anderer Diskussionsteilnehmer sieht das Kundenverhalten als Ursache für die Monopolbildung. Dort, wo ich alles finde: neue Titel, Antiquarisches und mehr, geht der Kunde hin. Ernst-Peter Biesalski warnt in diesem Fall vor zuviel Pessimismus. "Das kreative Neue wächst wie ein kleines Blümchen auf der Wiese."