Finanzbericht des Schatzmeisters

"Wir im Börsenverein haben keine Krise"

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Von geordneten Verhältnissen in den Finanzen des Börsenvereins berichtete dessen Schatzmeister Jürgen Horbach der Hauptversammlung. Von einer Finanzkrise im Verband könne keine Rede sein.
"Finanzminister sind einsame Menschen. Keiner mag sie so richtig." Andererseits: Alle seien am Geld interessiert. Krisen seien Zeiten, in denen "wir die Finanzminister in Höchstform erleben". Und nun der Schatzmeister: "Wir im Börsenverein haben keine Krise. Die liegt bereits hinter uns." Aber "Beitragssenkungen passen nicht in die Landschaft - allerdings auch keine Beitragserhöhungen". Die vergleichsweise gute Lage tauge nicht zu finanzpolitischem Heldentum. Jürgen Horbach berichtete allerdings auch von Mitgliedsfirmen, deren Umsätze in größerem Maße zurückgingen. Sorgen mache ihm der Umsatzrückgang auch im Geschäft der BAG. Deren Zukunft hänge entscheidend davon ab, wie die Mitglieder dieses gemeinsame Rationalisierungsinstrument der Branche nutzten. Aufgelöst worden sei der Investitionsstau bei den Buchhändlerschulen in Seckbach. "Wir haben nun wieder eine Bildungseinrichtung in einem sehr guten Zustand, um die uns andere Branchen beneiden." Zu der wichtigen wirtschaftlichen Rolle von AuM und MVB für den Verband merkte Horbach an: "Wer die Frage stellen wollte, ob wir die Wirtschaftsbetriebe überhaupt brauchen, muss dann auch fragen, ob es den Verband ohne die wirtschaftliche Unterstützung seiner Unternehmen heute überhaupt noch gäbe." Die Entwicklung der Liquidität in der gesamten Gruppe des Börsenvereins habe sich günstig entwickelt: von 2003 bei -2,4 Mio. Euro bis heute bei prognostizierten ca. 9 bis 10 Mio. Euro zum Jahresende 2009, was wiederum Freiräume für Gestaltung gebe. Auch der Verschuldungsgrad beim Haus des Buches in Leipzig habe beträchtlich abgebaut werden können. Der Rückgang der Mitgliederzahlen - und damit auch der Beiträge - sei im wesentlichen auf die Konzentrationsprozesse auf Verlagsseite wie auch im Handel zurückzuführen. Zum Haushalt des Jahres 2008, der von der Hauptversammlung festzustellen ist: Die ungeplante Unterdeckung von 549.000 Euro ergebe sich aus drei Positionen: einer Sonderabschreibung auf das Haus des Buches (-699 T€); den Verlustausgleich für die Schulen des deutschen Buchhandels (-249 T€); sowie die Gründung einer Stiftung für den Deutschen Buchpreis mit einem Stiftungskapital von 100.000 Euro. "Ohne diese besonderen Belastungen wäre das Jahresergebnis also um mehr als 200.000 Euro besser ausgefallen als geplant." Der Vorsitzende des Haushaltsauschusses, Stephan Joß, stellte den Antrag, dem Budget zuzustimmen - und merkte auch noch die hohe Zufriedenheit des Ausschusses an, wie transparent und genau die Kosten- und Erlösstrukturen dargestellt worden seien. Dieser Antrag wurde einstimmig ohne Enthaltungen und Gegenstimmen angenommen. Für die Planungen 2010 wurde ein Rückgang von Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 584.000 Euro angenommen. Kosteneinsparungen in Höhe von knapp 700.000 Euro über viele Positionen stehen dem gegenüber. "Trotzdem kann der Verband seine vielfältigen Aufgaben auch im kommenden Jahr wahrnehmen", resümierte Horbach. Zum Umzug des Börsenvereins in eine neue Immobilie in der Brauchbachstraße in Frankfurt berichtete Horbach von einem "planmäßigen Verlauf bisher". Das Gesamtvolumen der Finanzierung von 16,5 Mio. Euro sei mit 9,8 Mio. Euro von Erlösen aus dem Verkauf des Technischen Buchhändlerhauses zu finanzieren. Änderungsbedarf meldeten die Mitglieder in Bezug auf geplante Beitragskürzungen des Börsenvereins an den Internationalen Verlegerverband an. Nach Hinweisen von Thieme-Verleger Albrecht Hauff, dass eine geplante mögliche Minderzahlung aus Deutschland in Höhe von 25.000 Euro "einen Dominoeffekt" auslösen könnte, wurde kontrovers diskutiert, ob diese Einsparposition zurückzunehmen und der Betrag durch zusätzliche Sparanstrengungen an anderen Stellen im Budget zu erbringen sei. In den Beschluss zum Budget 2010 wurde das jedoch nicht aufgenommen. Bei deshalb 26 Gegenstimmen und sieben Enthaltungen wurde das Budget 2010 angenommen.