Die Begründung der Jury:
Gibt es noch die gute alte Sommerfrische? Spaziergänge über blühende Wiesen und an Waldrändern? Bücken wir uns noch für die süßen Walderdbeeren, pflücken Brombeeren selbst? Autsch!! - Wald und Wiese auf dem Teller, fast alles ist essbar, lernen wir. Die Natur eine riesige Speisekammer. Wir beißen uns höchstens an Felsbrocken die Zähne aus. - Die Autorin geht zwar nur in ihren Alpen auf Beutezug: am Feldrand, in Hecken und Felsschluchten, auf Schutthalden. Aber die meisten Standorte mit dem entsprechenden Pflanzenkleid finden sich ebenso in Deutschland (im norddeutschen Flachland mit Abstrichen). Gisula Tscharner holt das Wissen der Altvorderen wieder ans Licht, beschäftigt sich gar mit solchen Pflanzen, die in der üblichen Wildkräuter-Kochbuch-Literatur nicht vorkommen wie der Berberitze und dem Roten Holunder, mit Weidenröschen oder Traubenkirschenblüten. Schade, dass sie es nicht geschafft hat, ihre hochsensiblen Produkte mit mehr zeitgemäßem Layout und weniger Mehlschwitze zu präsentieren. Dennoch ist eine leicht esoterische Ideenküche voller Poesie entstanden: Vogelbeer-Karottensuppe, Gebratene Margeriten, Liebeswürmchen und ein Brennesselgemüse „Hinterhof“. Solche Rezepte und die naturnahen Beschreibungen begeistern Jurorin Bross-Burkhardt. Doch für die Spitzengastronomie, glaubt sie, sei das nicht verfeinert genug. „Falsch!“ hält ihr Sternekoch Bernd Siener entgegen, „das Ding steckt voller Überraschungen und 1000 Einladungen zum Experiment. Ich sage nur: Gänseblümchenspätzle...“
(Frank Brunner)