Der erste Schritt ist die Titelauswahl. Der zweite besteht dann darin, einen geeigneten Sprecher zu finden. Wie den Erlanger Buchwissenschaftlern bei einem Besuch bei Hörbuch Hamburg erzählt wurde, ist dies nicht immer leicht. Und die DZB bestätigt diese Einschätzung. Sie sucht Sprecher, die die Bücher sachlich vortragen können. Denn alles andere wäre ja schon eine Interpretation und zugleich eine Bewertung. Zu sachlich vorzutragen, ist allerdings auch nicht perfekt. Schließlich sollen sich die Zuhörenden nicht langweilen. Und so sind, wie wir bei der DZB erfahren haben, viele Sprecher erstaunt, wenn die Bücherei ihnen mitteilt, dass sie für das Auflesen in diesem oder jenem Fall doch nicht geeignet sind und die Wahl schließlich auf einen anderen fällt.
Grundsätzlich sind es aber immer Personen, die mit dem Sprechen bereits Erfahrung haben, wie zum Beispiel Radiomoderatoren oder Theaterschauspieler. Sie alle sind im professionellen Sprechen ausgebildet und arbeiten dann in der Regel ein- bis zweimal pro Woche für die DZB. In den dortigen Aufnahmestudios lesen sie normalerweise nicht länger als zwei Stunden am Stück. So kann es Monate dauern, bis ein umfangreiches Buch vollständig eingesprochen worden ist. Hinzu kommt, dass der Titel bereits in der Schwarzschrift-Originalausgabe vorliegen muss, ehe mit dem Aufsprechen begonnen werden kann. Denn die in den Blindenbibliotheken produzierten Hörbücher haben alle eines gemeinsam: Sie sind weder gekürzt noch in irgendeiner Hinsicht abgewandelt. Und das ist auch gut so. Schließlich besteht der Zweck dieser Aufsprachen darin, die Printversion eins zu eins für den blinden Nutzer zu übertragen. Diese Zielsetzung und das Verfahren, welches sie zwangsläufig mit sich bringt, führt allerdings zu einer weiteren Verzögerung. Der blinde Kunde muss zuerst den Zeitpunkt abwarten, zu dem die Printausgabe erscheint. Und dann noch einmal abwarten, bis sie Stück für Stück in ein Hörbuch umgesetzt worden ist. Novitäten sind für den blinden Nutzer somit meistens erst mehrere Monate nach dem Erscheinen der Originalausgabe bei den Bibliotheken bestellbar.