Wie haben wir uns darauf gefreut: An einem der längsten Tage des Jahres unter Lampionketten im üppig begrünten Garten des Leipziger Literaturhauses zu sitzen, den Texten junger Dichterinnen und Dichter lauschen, dazu Grillgut und Wein, Vogelgezwitscher und fluffige Musik. Ein kleines Literatur-Paradies, kurz nach dem meteorologischen Sommeranfang. Dunkle Gewitterwolken und ein Anruf beim Deutschen Wetterdienst machten diesen Traum zunichte: Unwettergefahr, rein mit der Technik. So sahen die Gäste des EDIT-Sommerfests, die das Literaturcafé im Leipziger „Haus des Buches“ bis auf den letzten Platz füllten, den leeren Paradies-Garten, in dem die Lichterkette zaghaft flackerte, nur durch eine Glasscheibe. Eine prima Theaterkulisse, durch die nur drei kleine unerschrockene Mädchen stromerten. Drinnen, wo die DJs des Abends ein Gedenk-Kerzchen für Michael Jackson angezündet hatten, lasen nun die Autoren. Der Konzentration auf die Texte von Wolfram Lotz, Sabine Scho und Verena Roßbacher mag das sogar zuträglich gewesen sein; vor allem der Auftritt der DLL-Absolventin Roßbacher, die den Figuren ihres Debüts „Verlangen nach Drachen“ beinahe körperliche Präsenz gab, war reines Vergnügen. So wurde das Literaturhaus-Café zum Wiener Kaffeehaus Neugröschl – und die Frage, wann es denn, bitte, mal wieder richtig Sommer wird, sekundär. Schon im Herbst wird ja wieder gefeiert – die 50. Ausgabe der Entdeckerzeitschrift aus Leipzig ist Anlass für ein zweitägiges Literaturfest mit allerhand klangvollen Namen. Das Wetter? Ist dann eh egal. Wir haben den Sommer im Herzen.