Musiklabels

Aufwändig verpackte Silberscheiben

23. Juli 2015
Nils Kahlefendt
Wo die Platten- und CD-Läden immer weniger werden, nehmen inzwischen einige Buchhandlungen Musik in ihr Sortiment auf, wie ein Beitrag im heutigen Non-Book-Extra der Börsenblatt-Printausgabe zeigt. Gefragt ist das Besondere. Wir weisen auf drei Labels hin, die nicht jeder hat.
Buschfunk

Neben dem im Dezember 1989 gegründeten ersten unabhängigen Musikverlag des Ostens firmieren unter der Marke Buschfunk auch ein Musiklabel, dass es bis heute auf mehr als 170 eigene Produktionen gebracht hat und sich vor allem dem deutschsprachigen Song in allen Facetten verpflichtet fühlt. Angeschlossen ist der einzige Ost-Independent-Musikvertrieb, zu dessen Stammkunden rund 4000 CD-Läden und Märkte, Mailorder und Versandhändler, aber auch Buchhändler und Bibliotheken gehören. Der eigene Mailorder-Katalog (Musik, Filme, Videos und Spiele aus dem Osten) wird seit 2001 durch einen Internet-Shop flankiert. Kultstatus erreichte Buschfunk durch die Herausgabe von DDR-Spielen; das erste („Überholen ohne einzuholen“) wurde bislang in über 240.000 Exemplaren verkauft, die Hälfte über den Buchhandel. Insgesamt generiert das Label rund 15-20 % seiner Umsätze via Sortiment (inkl. Spiele); gute Erfahrungen macht man etwa mit „Weihnachtspaketen“, die von rund 50 Buchhandlungen in Kommission genommen werden. Buschfunk-Geschäftsführer Klaus Koch: „Man kann den Buchhandel nur sanft, mit speziellen Angeboten überzeugen, im Hau-Ruck-Verfahren läuft gar nichts.“ Die Arbeit mit Buchhandelsvertretern wird jedoch „aus ökonomischen Gründen“ nur noch punktuell weiter geführt.
(www.buschfunkonline.de)

Tipp: Gerhard Schöne: Der Engel, der die Träume macht – Neueste CD des wohl populärsten und produktivsten ostdeutschen Liedermachers.


GLM Music


Schwerpunkte der 1988 gegründete unabhängige Münchner Plattenfirma sind Jazz, Worldmusic, Instrumental, Reggae, Funk und anspruchsvoller Pop. Quer durch die vier Sub-Label (Edition Collage, Fine Music, Dinnermusik, Impulso) erscheinen pro Jahr rund 15 Eigenproduktionen. International erfolgreiche Künstler und Bands wie Quadro Nuevo, Lisa Wahlandt, Evelyn Huber, Mulo Francel, Robert Wolf oder Jamaram stehen bei GLM unter Vertrag. Auch die aufwändige Verpackung der Scheiben (Motto: „Musik für alle Sinne“) sticht aus dem Mainstream heraus. Nach dem das Sortiment über Jahre eher sporadisch beliefert wurde, geht das Label seit rund 1 ½ Jahren konsequent auf den Buchhandel zu: Dazu gehört der Auftritt im Hörbuchsegment der Messen in Frankfurt und Leipzig und eine Vertriebskooperation mit Steinbach Sprechende Bücher sowie die Eigenproduktion von Hörbuch-Titeln. Derzeit macht GLM nur rund fünf Prozent des Umsatzes im stationären Sortiment; Geschäftsführerin Michèle Claveau erhofft sich jedoch durch die neue Vertriebspartnerschaft eine „wesentliche Steigerung, die nicht zu Lasten anderer Vertriebskanäle“ gehe. Claveau: „Besonders gut läuft es in Buchhandlungen, die bereits ein Medien-Mischangebot pflegen.“ (www.glm.de)

Tipp: Quadro Nuevo: Bitter Sweet -  Das mit dem renommierten Jazz Award ausgezeichnete letzte Werk des Ausnahme-Quartetts schickt den Tango auf eine wundersame Reise durch Europa. Tolles Booklet!


Trikont


Das Münchner Independent-Plattenlabel Trikont ging 1971 aus dem 1967 im Zuge der Studentenbewegung gegründeten gleichnamigen Verlag hervor und hat sich über die Jahre mit qualitativ anspruchsvollen Veröffentlichungen ausgefallener und ungewöhnlicher Musik von Cajun und Zydeco bis zu finnischem Tango oder Schellacks bayrischer Volkssänger auch international einen Namen gemacht. Aushängeschild sind die seit Anfang der 90er herausgegeben, immer mit ausführlichen Linernotes versehenen CD-Compilations aus den Schallarchiven der populären Musik. Daneben pflegt Trikont einen eigenen, kleinen Künstlerstamm, zu dem u. a. Bernadette La Hengst, Rocko Schamoni, Hans Söllner, Funny van Dannen oder der deutsche Jazz-Gitarist Coco Schumann gehören. Trikont ist seit mehr als 20 Jahren mit eigenem Stand auf der Buchmesse vertreten und vertreibt seine Produktion im Buchhandel via Eichborn. Erfolgreich ist man immer dann, wenn fokussierte, auf bestimmte Themen oder Regionen zugeschnittene Angebote gemacht werden; eine CD-Auswahl mit bayerischer Musik konnte so zuletzt zugleich in 40 Buchläden placiert werden. In den Zeiten der Download- und Verramschungskultur von Musik glaubt Trikont-Chef Joachim Bergmann fest an die Möglichkeiten des Sortiments: „Stellen Sie sich mal eine Stunde an unseren Messe-Stand und schauen, wie die Leute reagieren!“

Tipp: La Brass Banda: Habediehre - Mit ihrem kraftstrotzenden Stilmix aus Funk, Soul, Mariachi, Punk, Dub, Ska, Balkan Beats und Bavarian Style erspielte sich die Kapelle aus dem Chiemgau Kultstatus.