Kommentar

Die Liebe und die LG Buch

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Warum Veränderung Zeit braucht und was die Reform der LG Buch mit einem Bestseller über die Liebe gemein hat. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.

»Wir können nicht hingehen und uns über Nacht verändern, nur weil wir ein paar kluge Einsichten gewonnen haben.« Der Satz stammt aus einem Buch über die Liebe; der Unter­titel: ein unordentliches Gefühl. Zitiert wird er vom neuen Geschäftsführer einer Genossenschaft. Michael Fürtjes weiß auch die Seitenzahl: 219. 

Bemerkenswert und schön daran ist, dass der Chef der LG Buch nicht aus einem Ratgeber, Wie führe ich eine Genossenschaft?, zitiert. Vor allem aber, dass er in Richard David Prechts Bestseller auf so treffliche Weise das beschrieben gefunden hat, was die Schwierigkeit, aber auch die Chance seiner Aufgabe umreißt.
Denn der frühere Geschäftsführer der Droste Buchhandlung in Düsseldorf will und muss die LG Buch reformieren. Er muss Standards, wie sie von 40 Mitgliedern in der sogenannten Leistungsgruppe erfüllt werden, für die Mehrheit der insgesamt 220 Genossenschafts-Buchhandlungen verbindlich machen. Nur wenn die für LG-Buch-Sortimente von Verlagen eingeräumten besseren Konditionen sich auch für diese auszahlen, werden Abtrünnige wie Fischer oder Rowohlt zurückzugewinnen sein.

Doch Fürtjes kann Veränderung nicht befehlen. Er muss überzeugen. Das braucht so viel Geduld und  Geschick wie Ausdauer und Energie.
Und wenn sich trotzdem einer nicht bewegt? Dann ist das tragisch, sagt Fürtjes.
Um das festzustellen – dafür ist es jetzt allerdings bei Weitem noch zu früh.