Auftakt für neue ZDF-Literatursendung "Die Vorleser"

"Wir wollen nicht zum Shoppingkanal werden"

23. Juli 2015
Christina Busse
Das Geheimnis ist gelüftet. Heute gab das ZDF in einer Pressekonferenz in Hamburg gemeinsam mit den Moderatoren der neuen Literatursendung "Die Vorleser", Amelie Fried und Ijoma Mangold, die Titel bekannt, die sie in der mit Spannung erwarteten Auftaktsendung am Freitag, dem 10. Juli, vorstellen werden.
Es sind: "Kürzere Tage" von Anna Katharina Hahn (Suhrkamp), "Weisse Geister" von Alice Greenway (marebuch), "Heartland" von Joey Goebel (Diogenes), "Ein anderes Leben" von Per Olov Enquist (Hanser) und "Als ich ein kleiner Junge war“ von Erich Kästner (dtv). Letzterer der Favorit von Schauspieler Walter Sittler (u.a. „Der Kommissar und das Meer“), der bei der Premiere das Moderatoren-Duo als prominenter, lesehungriger Gast unterstützen soll. Weitere drei Bücher zum Thema des Abends - "Familie" - sollen in jeweils einer Minute kurz präsentiert werden. Die einzelnen Titel des Literaturquickies wurden noch nicht verraten.

„Wir wollen abbilden, was im Buchmarkt passiert, lohnende Titel ans Tageslicht holen, die in der Flut der Neuerscheinungen bisher zu wenig beachtet wurden“, erklärte Fried. Zukünftige Bestseller dürften, aber müssten nicht draus werden. „Verkaufzahlen sind nicht der Maßstab für den Erfolg der Sendung. Wir wollen schließlich nicht zum Shoppingkanal werden“, so die Autorin und erfahrene Talkshow-Moderatorin. Die ausgewählten Buchtitel sollen auch weiterhin jeweils eine Woche vor Ausstrahlung der Sendung bekannt gegeben werden, damit sich der Buchhandel und die Medien darauf einstellen können. Zukünftig sollen Buchhändler verstärkt in die Vor- und Nachbereitung der Sendung einbezogen werden. „Sie sind die ,Vorleser der Nation’. Ihr wertvolles Expertenwissen soll einfließen“, stellte Redakteur Werner von Bergen schon zur zweiten Sendung am 18. September ein entsprechendes Online-Forum in Aussicht.

„Die Köpfe der Moderatoren sind immens wichtig für dieses Programmformat“, betonte ZDF-Kulturchef Peter Arens, der mit dem Duo Fried-Mangold glaubwürdige Repräsentanten gewinnen konnte. „Der Erfolg der Sendung hängt von ihrer Überzeugungskraft ab!“ Ausdrücklicher Wunsch der Macher: Rückkehr zu mehr Literaturkritik und Diskurs. „Es wird sicher auch kontrovers zugehen“, versprach Fried. „Auch oberhalb des ;Schlammschlachtniveaus’ kann man unterschiedliche Meinungen diskutieren“, rief Mangold Auswüchse innerhalb des „Literarischen Quartetts“ in Erinnerung. „Aber wir werden keine Verrisse bringen, dafür sind uns die 30 Minuten Sendezeit zu schade.“

Der Countdown für die „Live-Aufzeichnung“ der Sendung läuft. Sie findet am kommenden Donnerstag im ehemaligen, jüngst renovierten Hauptzollamt im Herzen von Hamburg statt, das am Eingang zur geschichtsträchtigen Speicherstadt an der Hafenkante gelegen ist. „Wir wollten auf jeden Fall aus einer Metropole senden, hier ist es historisch und modern zugleich“, erklärte Redakteur von Bergen die Wahl der „Event-Location“ als Fernsehstudio.130 Gäste können die Premiere direkt vor Ort verfolgen.

Seit November vergangenen Jahres hat die Redaktion an einem Nachfolgeformat für Elke Heidenreichs „Lesen!“ gearbeitet. „Für uns war immer klar, dass es etwas Neues geben wird. Die große Nachfrage aus der Buchbranche und seitens der Öffentlichkeit hat uns darin bestärkt, dass dieses Format eine wichtige Rolle spielt“, betonte ZDF-Kulturleiter Arens im Gespräch mit dem Börsenblatt. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Konstellation eine Magie entwickelt“, so Arens, der im Anschluss an die Premiere erst einmal an dem „sehr, sehr guten Wein danach“ teilhaben möchte, den sich Mangold für die erste Sendung ausdrücklich wünscht.

Weitere, umfangreichere Literatursendungen kann sich Peter Arens nach dem Riesenerfolg von „Unsere Besten. Das große Lesen“‚ das das ZDF im Jahr 2004 in Kooperation mit dem Börsenverein realisiert hatte, ebenfalls vorstellen: „Diese Buchsendung war klasse, so sympathisch! Ich denke über eine Neuauflage in ähnlicher Form nach, zum Beispiel mit dem Schwerpunkt ‚Deutsche Literatur’.