So, jetzt aber zum Blog.
Gute Nachrichten aus Afrika sind selten zu vernehmen, zumal wenn es um Bildung und Kultur und Literatur geht. Weshalb die Ankündigung der mächtigen Pearson-Gruppe, unter den Auspizien des Ablegers Penguin South Africa die legendäre „African Writers Series“ wieder aufleben zu lassen, äußerst erfreulich ist. Zumal es gelungen ist, den „Vater der modernen afrikanischen Literatur“, den Friedenspreisträger Chinua Achebe, zum Berater zu gewinnen.
Diese Funktion hatte Achebe bereits bei der Originalserie inne, die in den 1960er Jahren vom Verlag Heinemann gestartet worden war. Sein Roman „Things Fall Apart“ war die Nummer 1 der Serie, die bis in die 1990er Jahre hinein Bestand hatte und von solch großen Verlegerpersönlichkeiten wie James Currey und Irene Staunton betreut wurde.
Natürlich hatte das Engagement Heinemanns seinerzeit wirtschaftliche Hintergründe: 1956 war Ghana als erste britische Kolonie in Afrika unabhängig geworden, in den 1960ern folgten dann die anderen Kolonien auf dem Kontinent. Allen Ländern war gemein, dass sie enorme Anstrengungen unternahmen, um den Schulunterricht zu afrikanisieren – für ein Kind in Botswana erschloss sich die Bedeutung des britischen Kanons, mit Wordsworth, Tennyson und anderen verdienten Poeten des Imperiums, nicht wirklich unmittelbar.
Gleichzeitig betraten afrikanische Autoren von Weltgeltung die Bühne: Chinua Achebe, Wole Soyinka oder Christopher Okigbo aus Nigeria; Ngugi wa Thiong’o aus Kenia, Sembene Ousmane aus dem Senegal und viele andere. Diese fanden in den preiswerten Ausgaben der Heinemann African Writers Series ihr Publikum, nicht nur in Afrika. Die Konkurrenz zog bald nach: Longman startete seine „Drumbeat“-Serie, Macmillan schloss in den 1980er Jahren mit den „Pacesetters“ die Lücke zum Bereich der populären Massenmarktliteratur.
Knapp 50 Jahre später sind die Blütenträume der Befreiung vom Kolonialismus ausgeträumt, der Kontinent ist weitestgehend verelendet und steht dank der Bemühungen der Menschenfreunde aus China vor einer neuen Ära der wirtschaftlichen Kolonisierung. Bücher sind für die meisten Menschen in Afrika zum Luxusgut geworden, und nach wie vor haben europäische Großverlage wie Pearson oder Holtzbrinck (Macmillan) das Bildungsverlegen fest im Griff.
Gleichzeitig ist besonders in Südafrika in den vergangenen Jahren eine äußerst lebendige literarische Szene entstanden, die der Beobachtung und Veröffentlichung wert ist. Die großen Verlage Südafrika haben dies schon seit längerem erkannt: Media 24 ist mit Kwela am Start, Random House-Struik hat seinen Imprint Umuzi erfolgreich aufgebaut und auch Jacana Media ist mit seinen afrikanischen Titeln stark im Markt vertreten. Weshalb der Entschluss der Pearson-Gruppe, den Klassiker „African Writers Series“ aufleben zu lassen, durchaus als Aufholmanöver zu verstehen ist, vor allem vor dem politischen Hintergrund Südafrikas, der ein verstärktes Engagement in diesem Bereich verlangt.
Bleibt zu hoffen, dass dieses Engagement nicht nur aus Gründen des politischen Wohlverhaltens erfolgt – die afrikanischen Autoren hätten es verdient.