Kommentar

Buchauktionen als Richtschnur?

9. Juli 2009
Redaktion Börsenblatt
Die Ergebnisse der deutschen Buchauktionen im ersten Halbjahr 2009 zeichnen (trotz Wirtschaftskrise) ein erstaunlich stabiles Bild. Aber gilt das auch für den gesamten Antiquariatsbuchhandel? Ein Kommentar von Matthias Glatthor.

Das erste Halbjahr 2009 verlief für die deutschen Buchauktionshäuser erstaunlich erfolgreich. Berichtet wird von gut gefüllten Auktionssälen, Bietgefechten und teils unerwartet hohen Zuschlägen. Begründet wird dies von den Auktionatoren unter anderem durch das Angebot marktfrischer und seltener Ware – am besten in Tipptopp-Zuständen. Die Zuschlagsquoten nach Lots entsprachen in etwa den Vorjahreswerten (zwischen 50 und über 80 Prozent je nach Auktionshaus). Umsatzzahlen, wenn sie denn vorgelegt wurden, lassen sich aufgrund der Unterschiedlichkeit des Angebots allerdings nur schwer miteinander vergleichen. Zu sehr sind die Auktionshäuser hier von den Einlieferungen abhängig. Immerhin: Bei dem rund einem Dutzend deutscher Buchauktionshäuser scheint (noch) alles im Grünen Bereich. Die im Vorfeld eingeräumte Skepsis hat sich nicht bestätigt.

Allein, das ist nur die eine Seite des Antiquariatsbuchhandels. In Gesprächen mit Versand-, Online- und Ladenantiquaren werden regelmäßig Einbußen in den zurückliegenden Monaten beklagt. Die Geschäfte laufen schlecht; Kaufzurückhaltung macht sich breit. Und die kürzlich veröffentlichte Umsatzstatistik Antiquariat des Instituts für Handelsforschung in Köln weist – auch wenn sie mit Vorsicht interpretiert werden sollte (Teilnehmerzahl) – für das erste Quartal 2009 einen Umsatzrückgang von fast 10 Prozent aus. Neben einer schon länger köchelnden strukturellen Krise der Antiquariatsbranche, schlägt hier sicherlich auch die aktuelle Wirtschaftskrise zu Buche. Über Lösungsansätze für ersteres kreisen die Gedanken intensiv; für letzteres hofft  man auf einen baldigen wirtschaftlichen Aufschwung.

Andererseits sind die Auktionshäuser unter anderem von Einlieferungen und Käufen der Händler abhängig. Insofern könnte die Schwäche der einen schließlich auch die Schwäche der anderen werden.