Interview mit Hans Pandeya, dem neuen Eigentümer von The Pirate Bay

"Nichts wird gratis weitergegeben"

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Das schwedische IT-Unternehmen Global Gaming Factory hat The Pirate Bay gekauft, für 5,5 Millionen Euro. CEO Hans Pandeya über die Strategie dahinter.
Warum haben Sie The Pirate Bay gekauft?
Wir wollen die Tauschbörse legalisieren. The Pirate Bay hat mehr als 20 Millionen Anwender und ist weltweit sehr populär – darin steckt ein enormes Einnahmen­potenzial. Um das zu erschließen, wollen wir das veraltete Bezahlsystem im Internet gegen ein neues leistungsfähiges System tauschen und die Tauschbörse auf eine neue Ebene bringen. Deshalb haben wir zugleich die Technikfirma Peerialism gekauft, die mit knapp 9,2 Millionen Euro sogar deutlich teurer war als The Pirate Bay.

Befürchten Sie nicht, dass die Anwender ausbleiben, wenn sie nun für Inhalte bezahlen sollen?
Mit unserer Technik werden beide Seiten Geld verdienen: die Content-Lieferanten und die privaten Anwender, die etwa freien Speicherplatz auf ihrer Festplatte zur Verfügung stellen können. Gleichzeitig reduziert unsere Technik den Datenstrom im Internet, was Kosteneinsparungen für Internetprovider mit sich bringt. Auch an diesen Einsparungen wollen wir die Anwender finanziell beteiligen. Mit der Nutzung von The Pirate Bay werden sie Geld verdienen, mit dem sie ihre Downloads komplett finanzieren – sie bleiben somit quasi weiter kostenlos. Das ist der entscheidende Punkt. Die einzige Möglichkeit, illegalen Datenaustausch zu stoppen, ist den Anwendern eine bessere Alternative zu bieten.

Und wie verdienen die Rechte-inhaber?
Dadurch, dass die Anwender Speicherplatz zur Verfügung stellen, müssen die Content-Lieferanten keine eigenen Speicherfarmen unterhalten und auch nicht die nötige Infrastruktur pflegen. Das spart sehr viel Geld. Daneben erhalten sie Geld für jeden Download – nichts wird gratis weitergegeben.

Wie sieht das Bezahlsystem aus?
Anwender können Dateien einzeln bezahlen oder dürfen gegen eine feste monatliche Gebühr eine bestimmte Datenmenge kopieren.

Glauben Sie, die Branche damit rasch überzeugen zu können?

Es wird natürlich Jahre dauern, bis wir weltweit Einigkeit mit den Firmen erzielen. Nun haben wir erst einmal vier Wochen, bis die Webseite in unseren Besitz übergeht. Wir wollen in dieser kurzen Zeit die größten Rechteinhaber für unsere Pläne gewinnen, sodass wir zum Start ein überzeugendes Angebot vorweisen können. Sollte das nicht klappen, werden wir keine illegale Webseite betreiben und der Kauf wird rückgängig gemacht. Buchverlage, Musikindustrie und andere Rechteinhaber haben nun die Chance, die junge Webgeneration für sich zu gewinnen.