Wie oft beantragen Sie ein Patent?
Köhnlein: Ungefähr einmal im Jahr halten wir etwas für patentfähig. Aber nicht jede Produktinnovation ist schützbar. Zumeist entwickeln wir in der industriellen Herstellung ein neues Verfahren, mit dem das neue Produkt hergestellt wird. Das Verfahren ist leichter zu schützen als das Produkt selbst.
Was ist das bekannteste patentierte Verfahren, dass Sie beantragt haben?
Köhnlein: Das ist ein Verfahren, um in einem Arbeitsgang Klappenbroschuren herzustellen. Die Patentrechte sind aber zwischenzeitlich an einen Maschinenhersteller verkauft worden, so dass er für alle Buchhersteller zugänglich ist.
Wie weit schützt ein Patent davor, dass nichts kopiert wird? Klappenbroschuren können viele schon länger.
Köhnlein: Man unterscheidet wie gesagt zwischen der Patentierung eines Produkts und eines Verfahrens. Wir haben ein neues Verfahren entwickelt – früher war es ein Arbeitsgang mehr –, das Produkt haben wir nicht erfunden. Es ist also nur verboten, dass ein anderer Maschinenhersteller die Maschine nachbaut, nicht aber, dass er auf andere Weise Klappenbroschuren herstellt.
Gibt es ein Produkt, dass Sie patentiert haben?
Köhnlein: Wir haben flexible Buchdecken für Fachbücher entwickelt, für großformatige und schwere Titel.
Ist ein Produkt oder ein Verfahren, wenn Sie es patentieren lassen, wirklich für 20 Jahre geschützt?
Köhnlein: Rein rechtlich betrachtet schon, aber praktisch nicht. Man hat zunächst aber einen großen technischen Vorsprung, egal ob man etwas patentieren lässt oder nicht. Nicht alles setzt sich am Markt durch und es gibt immer auch einen Weg, ein Verfahren zu umgehen. Wenn Patente widerrechtlich geklont oder verwendet werden, versuchen wir in der Regel zu einem Einvernehmen zu kommen und eine Lizenzvereinbarung abzuschließen. Unser Ziel ist es nicht, etwas zu entwickeln, dass nur wir können, im Gegenteil. Es geht uns schließlich darum, dass sich eine technische Neuerung beziehungsweise das Endprodukt breit durchsetzt.
Haben Sie schon Patente beantragt, die als nicht patentwürdig eingestuft wurden?
Köhnlein: Es ist fast normal, dass es Einwände und dann leichte Modifizierungen gibt. Am Ende steht dann meist ein Patent.
Wie aufwändig ist das Verfahren?
Köhnlein: Das zieht sich über Jahre hin und kostet einige tausend Euro.
Interview: hh
Informationen über »Amazon und die Patentlösung« finden Sie im Börsenblatt, das heute erscheint (ab S. 16). Weiterführende Links zum Thema gibt es hier.