Angesichts der Großtaten der Filialisten wird es manchmal bereits vergessen: dass die meisten Bücher nach wie vor in klein- und mittelständisch geprägten Sortimenten gekauft werden. Im Kern, so scheint es, erweist sich ihr Geschäftsmodell stabiler als gedacht. Doch der Schein trügt: Selbst für Filialisten gibt es keine Schonzeit– und für die kleineren Händler in der Regel noch viel weniger.
Natürlich: Verglichen mit 2008 steht das Sortiment laut Branchen-Monitor Buch zur Jahresmitte nur knapp im Minus – trotz Finanzkrise und Massenentlassungen in den Industriezentren. Sollte man da nicht doch ein wenig feiern? Nein. Die Zahlen mögen nicht tiefrot sein, aber rot bleibt rot.
Die Konzentration scheidet als Grund dafür weitgehend aus – die Funktion des Umsatzmagnets übernimmt längst der Online-Buchhandel. Um 20 Prozent hat der Vertriebsweg im vergangenen Jahr seine Einnahmen gesteigert, die neue Rekordmarke liegt bei gut einer Milliarde Euro – also bei etwa einem Fünftel des Gesamtumsatzes des Sortiments. Gegen den Charme eines Computerbildschirms müsste sich doch etwas machen lassen? Weit gefehlt, leider. Kundenbindung braucht offenbar nicht unbedingt ein Gesicht ...
Die aktuellen Zahlen zeigen es: Der traditionelle Präsenz- und Erlebnisbuchhandel kann selbst in Zeiten, in denen Bücher gern gekauft (und hoffentlich auch gelesen) werden, keinen Boden wettmachen. Obwohl die Branche insgesamt um 2,2 Prozent gewachsen ist, verliert dieses Geschäftsmodell an Schwung. Statt zu einer Sommerparty sollten Buchhändler 2009 besser in ein Sommercamp fahren. Mit Strategie-Training und Internet-Parcours.