Die Messlatte hing hoch, vielleicht erkennbar zu hoch: Schon im Vorfeld beherrschte die Frage, wie die neuen ZDF-"Vorleser" Fried und Mangold gegenüber dem Wortpolterer Reich-Ranicki und der Stakkato-Bücherflüsterin Heidenreich abschneiden würden, die Debatte. Gegen jene Buch-Enthusiasten hatte der brave Blümchentalk am Freitag keine Chance, und der Buchhandel schien es zu ahnen. Nur wenige Büchertische machten Werbung für die Sendung, wohl auch, weil das Vertrauen in die Trommlerfähigkeiten der Büchersendungen geschrumpft sind: zu viele Kanäle im digitalen TV-Zeitalter, zu wenige Zuschauer.
Werbefachleute wissen, dass es heute konzertierte Marketingaktionen braucht, um Spitzentitel zu befördern – und besinnen sich immer öfter des Point of Sale. Hier werden Kaufimpulse geweckt, nicht zuletzt durch die Beratungsqualitäten des versierten Buchhändlers. "Wir sind oft zu computergläubig und bibliografieren erst mal, statt mit dem Kunden ans Regal zu gehen", hat Osiander-Geschäftsführer Heinrich Riethmüller jüngst kritisch angemerkt und auf die Sortimentertugend hingewiesen, Bücher mit Herzblut zu vermitteln.
Echte Empfehlungen statt vorgestanztem Massenmarketing: Wenn der Buchhändler überzeugt, öffnet sich der Geldbeutel des Kunden leichter. Könnte schon sein, dass Verlage ihre Werbung mehr darauf ausrichten sollten. Unterm Strich muss der Umsatz jedenfalls nicht leiden. Was Amelie Fried kann, kann meine Kleinstadtbuchhändlerin längst. Und viel authentischer.