Weinführer

Krisengespräch zum Gault Millau Weinguide

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Beim Weinguide 2010 sieht sich der Christian Verlag »außer Stande«, die Buchung eines freiwilligen Marketingspakets für die Weingüter zurückzuziehen. Für das kommende Jahr allerdings soll ein neues Angebot unterbreitet und im Vorfeld mit den Winzern abgestimmt werden. Das ergab ein Treffen zwischen Verlag, Chefredaktion und Winzerschaft, das am 18. Juli stattfand.                                              

Wie berichtet, wollten sich die Beteiligten zu einem "klärenden Gespräch" zusammensetzen. Als Vertreter der Winzer war Reinhard Löwenstein (Weingut Heymann-Löwenstein, Winningen) dabei, der den Protestbrief von 14 Spitzenwinzern an den Gault Millau mitunterzeichnet hatte. Für den Verlag saß Programmleiter Clemens Hahn am Tisch, gemeinsam mit Joel Payne, Chefredakteur des Weinguide.

Das Trio hat jetzt eine "Gesprächsnotiz" von seinem Treffen veröffentlicht. Reinhard Löwenstein distanziert sich darin »ausdrücklich von dem Vorwurf, man müsse für gute Bewertungen im Gault Millau Weinguide zahlen«. Auf der anderen Seite bedauern Verlag und Chefredaktion »einige öffentliche verbale Entgleisungen von Gault Millau-Verkostern«.

Der Verlag betonte erneut, dass die Entrichtung der »Teilnahmegebühr« und die damit verbundene Buchung des Marketingspakets absolut freiwillig sei und »keinerlei Einfluss auf die Bewertung eines Weingutes und seiner Weine« habe. Er bedauerte, dass das entsprechende Angebot »unpräzise formuliert wurde«.

Das Marketingpaket hatte den Stein ins Rollen gebracht und eine Diskussion ausgelöst, die schließlich zum Rücktritt von Paynes Co-Chefredakteur Armin Diel führte, selbst Winzer und Weinbaufunktionär im Verband der Prädikatsweingüter (VdP).

Dass die Gebühr für das Marketingpaket eher Anlass als Ursache für die heftige Kritik am Gault Millau war, wird im zweiten Absatz des Gesprächsprotokolls deutlich. Dort geht es um das Thema Verkostungen und Bewertungen. »Die Chefredaktion stellt sicher, dass Verkostungen nicht mehr in Weingütern stattfinden und dass bei Verkostungen keine Winzer anwesend sind«, heißt es da: »Herr Diel nimmt an keinen Verkostungen mehr teil und hat nach seinem Rücktritt als Chefredakteur keinen Einfluss mehr auf den Inhalt des Gault Millau Weinguide".

Mehr Transparenz soll bei der Vergabe der "Trauben", sprich: der Bewertungen, geschaffen werden. Eine differenziertere Beschreibung der Arbeit der einzelnen Weingüter steht laut Protokoll ohnehin auf der Agenda der Chefredaktion. Allerdings werde das nur schrittweise realisiert werden können – die Arbeit an der Ausgabe 2010 sei schon zu weit fortgeschritten.

Bei dem Treffen gab es aber auch Punkte, die »zunächst strittig« bleiben. Viele Winzer sind offenbar der Auffassung, dass ein Kulturgut wie Wein – ähnlich wie Literatur und Kunst – nicht mit Schulnoten bewertet werden könne. Verlag und Chefredaktion halten die klare Bewertung der Betriebe durch die Vergabe einer bestimmen Anzahl von Trauben dagegen für notwendig als Wegweiser für den Leser. Außerdem gehöre das zum Kern der internationalen Marke Gault Millau und könne »nicht einseitig ohne Abstimmung mit dem französischen Markeninhaber und Lizenzgeber verändert werden«.

Zur weiterführenden Diskussion über diesen Punkt sind beide Seiten erklärtermaßen bereit. Neben Folgetreffen bietet der Verlag als Forum dafür auch die Webseite des Gault Millau an (nach ihrer Überarbeitung im Herbst) – aber auch die Buchausgabe selbst, in der etwa das Pro und Contra der Bewertungskriterien diskutiert werden könne.