Der kritische Denker studierte in Lodz Philosophie und Theologie und übernahm 1958 eine Professur an der Warschauer Universität. Kołakowski, Mitglied der KP, forderte beharrlich eine Revision des Marxismus und wurde 1956 mit seiner Befürwortung eines humanistischen Marxismus einer der Wortführer des „Polnischen Oktobers“. Nach und nach distanzierte er sich vom Marxismus, 1966 wurde er schließlich wegen kritischer Äußerungen zu den aktuellen Zuständen aus der Partei ausgeschlossen. 1968 stellte er sich auf die Seite der protestierenden Studenten und musste daraufhin seinen Lehrstuhl aufgeben. Er reiste nach Kanada aus und lehrte später in Oxford, Yale und Chicago.
Die Schlussworte, die er vor 32 Jahren bei der Friedenspreisverleihung in der Paulskirche mitten im »Deutschen Herbst« 1977 sprach, haben ihre Aktualität nicht eingebüßt: „In einer von Haß, Rachgier und Neid erfüllten Welt, die – weniger durch die Armut der Natur als durch unsere gargantueske Gefräßigkeit – uns enger und enger scheint, ist der Haß eines von jenen Übeln, von denen es plausibel ist zu sagen, daß sie durch keinerlei institutionelle Maßnahmen verdrängt werden können. In diesem Fall, so dürfen wir ohne Lächerlichkeit vermuten, trägt ein jeder von uns, indem er dieses Übel in sich begrenzt, dazu bei, es in der Gesellschaft zu begrenzen, und vollbringt so in sich eine unsichere und brüchige Vorwegnahme eines erträglicheren Lebens auf unserem Narrenschiff.“